Interview: Iva Schell zur Maximilian-Schell-Ausstellung im Deutschen Filmmuseum

Feierlich wird im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main am Abend des 09. Dezembers 2019 die Maximilian-Schell-Ausstellung eröffnet. 

(v.l.) DFF Direktorin Ellen Harrington, Hans-Peter Reichmann (Leiter der Abteilung Sammlung und Nachlässe), Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und Iva Schell (Witwe von Maximilian Schell)
(v.l.) DFF Direktorin Ellen Harrington, Hans-Peter Reichmann (Leiter der Abteilung Sammlung und Nachlässe), Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und Iva Schell (Witwe von Maximilian Schell)

Wie vielfältig der Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, sowie Künstler und Musiker Maximilian Schell war, wird im Laufe des Abends deutlich. 

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig hebt sein politisches, rebellisches Handeln und seinen Gerechtigkeitssinn hervor. Sie spricht über Schells Immigration in die Schweiz im Alter von 8 Jahren: die Vertreibung, die Heimatlosigkeit und die Armut. Das vielfältige Werk von Maximilian Schell, das sich nun im Besitz des Deutschen Filmmuseums befindet, sei ein „riesengroßer Gewinn für Frankfurt“.

Auch für Iva Schell ist die Ehre groß. Mit gebrochener Stimme beginnt sie von den ersten Treffen mit Maximilian Schell zu erzählen. Gerade 29 Jahre war sie da alt: Viele Dinge, die nun ausgestellt werden kennt sie nur von Erzählungen. Natürlich sind ihre Lieblingsstücke die Privaten: welche dies sind, beschreibt Iva Schell im Interview.

hFMA Netzreporter-Interview mit Iva Schell bei der Eröffnung der Ausstellungs zu Maximilian Schell

Hans-Peter Reichmann (Leiter der Abteilung Sammlung und Nachlässe des DFFs) besuchte Maximilian und Iva Schell zwischen 2005 und 2013 viele Male auf der Alm. Über vieles haben sie sich unterhalten. Über die Ausstellungsplanungen der Maria-Schell-Ausstellung im Deutschen Filmmuseum. Aber auch über die tollen Schwammerln und Walderdbeeren dort oben. Ein besonderer Lacher beim Publikum ist die Anekdote, wie Schell zur Ausstellungseröffnung damals nach Frankfurt kam und als „verbale Reviermarkierung“ mehrmals ausrief: Ich hasse Frankfurt! (Dies sollte sich aber nicht auf das Deutsche Filmmuseum beziehen: Wenn man auf einer Alm lebt, so kann man der Luft in Frankfurt durchaus skeptisch gegenüber stehen …)

Als Maximilian Schell verstarb, standen die Ausstellungsmacher nicht nur alleine in seinem „Depot“ (eine kalte und zugige Scheune) auf der Alm, sondern auch vor einer sehr großen Herausforderung. Sieben Monate wurde das Material allein gesichtet und sortiert. Es entstand ein gut strukturiertes Ausstellungskonzept, mit einem vielfältigen Kaleidoskop von Arbeiten, die den Menschen Schell immer im Spannungsfeld seines Schaffens zeigt. Der Begleitkatalog, den es dazu käuflich zu erwerben gibt, ist ein „Viertelpfünder“ geworden, witzelt Reichmann. Das zeigt die Schwergewichtigkeit dieses Mannes in der internationalen Filmlandschaft. Maximilian Schell wäre sehr zufrieden mit dieser Ausstellung gewesen, so ist sich Iva Schell sicher.

Dankesrede von Maximilian Schell bei der Überreichung des Oscars 1962
Dankesrede von Maximilian Schell bei der Überreichung des Oscars 1962
Das hFMA Netzreporter-Team mit Prof. Rüdiger Pichler (links außen) und Iva Schell (mitte) 
vor dem Oscar (Bester Hauptdarsteller) in der Maximilian Schell-Ausstellung 
im Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main
Das hFMA Netzreporter-Team mit Prof. Rüdiger Pichler (links außen) und Iva Schell (mitte)
vor dem Oscar (Bester Hauptdarsteller) in der Maximilian Schell-Ausstellung
im Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main

Die Ausstellung Maximilian Schell im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main geht noch bis zum 19. April 2020.
https://www.dff.film/ausstellung/maximilian-schell/

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hFMA NETZREPORTER goes B3 BIENNALE / THE ARTS+

Beitrag von Tina Waldeck

Vorhang auf für die B3 / THE ARTS+

Bewegende Grußworte von Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
Bewegende Grußworte von Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst

20:30 Uhr – Cinema Arthouse Kino Frankfurt am Main, 15.10.2019

Das Foyer ist gut gefüllt: wie immer, bei solchen Veranstaltungen im Cinema Arthouse Kino Frankfurt. Gleich zweimal werden die geladenen Gäste an den jeweiligen Eingängen kontrolliert. Dafür bekommen sie an der Theke ein Getränk und – einmal ihren begehrten Platz erreicht – noch eine Tüte Popcorn auf Kosten des Hauses. 

Die Erwartungshaltung steigt und die Stimmung auch. Nach und nach füllt sich das Kino und so manch prominenter Gast verschwindet in dieser langen Liste der geladenen Gäste: Wir entdecken unter anderem im Publikum Juliane Rebentisch (Philosophie und Ästhetik Professorin der Hochschule Offenbach) und Gregor Maria Schubert (Leiter des Lichter-Filmfestes), dazu auch viele der geladenen Sprecher aus dem gut gefüllten Programm der B3, die in den nächsten Tagen noch fleißig diskutieren und dann noch bei uns Erwähnung finden werden.

20:40 Uhr – Warum brauchen Menschen bewegte Bilder? Kurz: sie bewegen. 

Dann begrüßt Knut Elstermann, der die Moderation führt, auch schon eilig (denn man hat etwas Verspätung) zunächst Angela Dorn, die hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst.

Bilder generieren ein Spiegelbild, das Menschen bewegt. Dinge, die manchmal unbequem sind und über die wir viel mehr sprechen sollten. Die Medien schaffen es, solche Dinge näherzubringen: wie die Dokumentation über die Auswirkungen der Klimakatastrophen. Die grüne Politikerin will, in der Kürze der Zeit, noch eine kleine Botschaft mitgeben. Nach ihr wird Karin Wolff an das Mikrofon gebeten. Sie vertritt den Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Sie will besonders die junge Generation fördern und die mediale Vernetzung vorantreiben. Dabei schließt sie mit dem temporären Schwerpunkt des Kulturfonds: Erzählung.Macht.Identität. und noch bevor man Zeit hat um darüber nachzudenken, wird schon der nächste Sprecher nach vorne gebeten. Diesmal ist es der Vizepräsident der Buchmesse, Holger Volland, der die Sache ironisch kurz hält und bemerkt, dass er heute seit 15 Uhr bei jedem Termin auf der Buchmesse ein Gläschen Wein vor sich hatte… aber er schlägt sich noch tapfer! Die Lacher hat er auf seiner Seite.

Holger Volland, Vizepräsident der Frankfurter Buchmesse 2019 über die Kooperation von B3 und THE ARTS+
Holger Volland, Vizepräsident der Frankfurter Buchmesse 2019 über die Kooperation von B3 und THE ARTS+

20:50 Uhr – Jeder Tag sei ein Tag voller Merkwürdigkeiten.

Im globalen Weltgefüge: Wohin führen da die Wege der künstlerischen Positionen in den zeitbasierten Medien? Bernd Kracke betritt die Bühne. Er ist nicht nur langjähriger Präsident der Hochschule Offenbach und Mitbegründer der hessischen Film- und Medienakademie, sondern auch der künstlerische Leiter der B3 Biennale. Er sagt deutlich, dass alle diese Institutionen in ihre Substanz investieren wollen die man hier in der Region hat um das Fundament weiter zu fördern und auszubauen. So wagt die B3 Biennale nicht nur den Blick nach Norwegen – bekanntlich Gastland der Buchmesse 2019 – sondern sogar schon nach Kanada – Gastland 2020 – mit einem der Filme, die die nächsten Tage noch im Festivalkino laufen werden. (Wir werden berichten.) So gibt er auch hier einen kleinen, bewussten Ausblick in die Zukunft und weist auch noch einmal auf die Ausstellungshalle 4.1. in der Messe hin.

21:00 Uhr – Nun kann man sich aber ganz auf den Eröffnungsfilm konzentrieren.

Moderator Knut Elstermann (links) mit Produzentin Turid Øversveen (rechts) und den Schauspielern Jon Ranes und Sjur Vatne Brean (Mitte)
Moderator Knut Elstermann (links) mit Produzentin Turid Øversveen (rechts) und den Schauspielern Jon Ranes und Sjur Vatne Brean (Mitte)

Die Verfilmung von »Pferde stehlen« hat zwar seine Zeit gebraucht, wurde aber dafür bei der Weltpremiere auf der Berlinale gleich mit einem silbernen Bären ausgezeichnet und läuft nun als norwegischer Beitrag für den Auslands-Oscar. 

Das Film-Team wird auf die Bühne geholt. Knut Elstermann gibt Volldampf in seiner Moderation und begrüßt die Produzentin Turid Øversveen und die beiden Darsteller Jon Ranes und Sjur Vatne Brean. Turid Øversveen liebte die Romanvorlage von Per Petterson und hatte sich bereits 2006 die Rechte dafür gesichert. Sehr erfolgreich, wie sich jetzt erwiesen hat. Jon Ranes erzählt da fast schon bescheiden, bodenständig und stolz, dass er in dem Film alle seine Stunts selbst gemacht hat. Das Publikum raunt beeindruckt und die Produzentin scherzt, das die Versicherung da sehr erfreut gewesen ist. Schade, dass man bereits zu einem Ende kommen muss: Man hätte gerne noch mehr Geschichten in einem ruhigeren Gespräch gehört. Doch so wünschen sie noch eine gute Unterhaltung in das Publikum, bevor das Licht auch schon ausgeht und die Leinwand sich öffnet.

hFMA Netzreporter-Team:

Tina Waldeck (Redaktion, Text)

Rüdiger Pichler (Redaktion, Bild)

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ORPHEA von Alexander Kluge und Khavn De La Cruz, hFMA Netzreporter Filmkritik

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#nrFilmkritiken

Berlinale preisgekrönt: Walchensee Forever – der neue Heimatfilm

ein Beitrag von hFMA Netzreporterin Tina Waldeck

Ein kleines Kind, verkleidet als Elfe, erzählt vor der Kamera, dass sie Angst hat im Dunkeln. „Warum?“ fragt die Stimme der Mutter aus dem Off. Wegen Frauke. Denn die ist tot.

So beginnt Walchensee Forever von Filmemacherin Janna Ji Wonders

von links nach rechts: Janna Ji Wonders, Norma und Anna Werner 
Walchensee Forever | Perspektive Deutsches Kino 2020 | © Flare Film
von links nach rechts: Janna Ji Wonders, Norma und Anna Werner
Walchensee Forever | Perspektive Deutsches Kino 2020 | © Flare Film

Die Regisseurin ist es selbst, die hier, noch als kleines Kind, vor der Kamera sitzt. Dann tauschen Mutter und Tochter die Rollen. Familiengeschichten. Das „Café Bucherer“ der Familie Werner – ein offenes Haus. Das Hoheitsgebiet der Frau, der Uroma, war die Küche. Eine Wirtin aus Leib und Seele; immer perfekt angezogen.

Deren Tochter Norma Werner, die Oma der Regisseurin, wuchs hier auf und traf auf ihren späteren Mann, einem norddeutschen Kunststudenten, der dort Urlaub machte. Viele Geschichten sind von ihm aufgeschrieben und bebildert worden. Später brachte er seinen zwei Kindern den Umgang mit Film- und Fotokameras näher: Die junge Frauke ist die wilde, die ältere Anna immer die Aufpasserin. Nachdem er jedoch in den Krieg musste, kam er verändert und verwundet wieder. Und während seine Frau immer mehr, wie selbstverständlich das Restaurant übernahm, trennte er sich und zog nach München.

Anna und Frauke verarbeiten ihre Sorgen auf ganz unterschiedlicher Weise, wenn auch auf gemeinsamen Wegen: Die wilde Frauke lief aus dem Internet oft weg, besuchte ihren Vater und landet schließlich überraschenderweise im heimatlichen Trachtenverein, wo sie mit großem Erfolg das Jodeln anfängt. Die beiden Schwestern gründeten schließlich eine eigene Gruppe, die sie sogar bis nach Mexiko führt. Alte Zeitungsausschnitte und Tonbandaufnahmen. Die beiden Frauen sind von Mexiko und den vielen geheimnisvollen Ritualen fasziniert.

von links nach rechts: Frauke und Anna Werner 
Walchensee Forever | Janna Ji Wonders | Perspektive Deutsches Kino 2020 | © Flare Film
von links nach rechts: Frauke und Anna Werner
Walchensee Forever | Janna Ji Wonders | Perspektive Deutsches Kino 2020 | © Flare Film

Von dort geht es für die beiden weiter nach Kalifornien, zu den wilden 60ern, das noch für alle Möglichkeiten offen ist. Freiheit. Ungebundenheit. Frauke geht in dieser Szene auf. Auch das Thema Drogen wird thematisiert: auch hier ist Frauke die wildere. Die brave Tracht verschwindet. 

Der Blick in die Gegenwart auf Annas Gesicht in Großaufnahme, wie sie mit den Tränen kämpft. Das Gewitter über dem See lenkt die Emotionen um, wie es wohl schon viele Male davor passiert ist.

Als die beiden zurück zum Walchensee kommen, müssen sie ihren Platz in der bayrischen Spießigkeit erst wiederfinden. Frauke versucht eine Beziehung zu einem Adligen. Doch sie hat nie einen Orgasmus mit ihm und ist unzufrieden. Enttäuscht wendet sie sich anderen zu, wird schwanger und hat eine Abtreibung. Dann lernt sie Rainer Langhans kennen und verliebt sich. Der Begriff HAREM wird irgendwann, auch wie ein Bandname, von der Öffentlichkeit übernommen. Offene Liebe. Anna Werner ist ebenfalls dabei. Doch Frauke wird immer öfters manisch. Verbreitet wilde Thesen, spirituelle Muster und zieht sich in der Öffentlichkeit nackt aus. Schließlich kommt sie mit einer akuten Schizophrenie in eine geschlossene Einrichtung. Anna ist da, als sie sie braucht. Doch nachdem ihre Schwester wieder aus der Klinik entlassen wird, fährt sie alleine nach Mexiko City, wo sie den Vater der jetzigen Filmemacherin kennenlernt. Beide reisen nach Griechenland, um fünf Wochen nackt in einer Höhle zu leben.

Walchensee Forever | Janna Ji Wonders | Perspektive Deutsches Kino 2020 | © Flare Film
Walchensee Forever | Janna Ji Wonders | Perspektive Deutsches Kino 2020 | © Flare Film

Frauke klammert sich in dieser Zeit am Walchensee an Meister Kerpal Singh und spirituellen Thesen. Am Abend von Silvester 1974/75 steigt sie mit einem Porträt von ihm ins Auto und fährt gegen einen Baum. Sie stirbt. Anna Werner erfährt diese Nachricht erst lange nach der Beerdigung. Sie wird in der Zwischenzeit schwanger. Und auch wenn sich die beiden jungen Eltern kurz nach der Geburt trennen – einsames Meditieren und Kindergeschrei passen dann doch nicht so recht zusammen – so bleiben beide doch in Kontakt. Nun zieht auch Anna zurück an den Walchensee.

Die Eine scheitert an der Heimat, die andere findet sie: in sich. Und daheim?

Lange Filmaufnahme von dem Nebel über dem Wasser. Alte 16 mm-Aufnahmen von der Oma, die Tücher glättet. Der Betrieb in dem Restaurant geht unabänderlich weiter. Selbst im hohen Alter arbeitet Norma Werner konsequent: Wo für den einen die Freiheit ist, da liegen für den anderen Verpflichtungen. Oft kommt es zum Streit zwischen Oma und Mutter Anna, während nun die Tochter filmt. Auch die Tränen der Oma, wenn alles zu schwer wird. „Wenn ich noch einmal zwanzig wäre, dann würde ich Computer Freak werden“ schimpft sie. Unerfüllte Träume, die in der Vergangenheit keinen Raum hatten, um ausgelebt zu werden. Vielleicht verstehen sich Enkelin und Oma deshalb so gut, weil die jüngere machen kann, was sie möchte? Sie dreht Musikvideos, in denen ihre Oma mitspielt. 88 Jahre ist diese da schon. Sie wird 104 Jahre alt werden …

Aber der Film endet nicht nur mit ihrem Tod. Sondern auch wieder mit einer erneuten Schwangerschaft, nämlich der, der Filmemacherin. In Kalifornien reitet das heranwachsende Kleinkind auf den Knien des Opas und spielt mit Neu-Oma Anna am Walchensee. Die nächste Generation Frau, die sich in diesem geschichtsträchtigen Fundament zurechtfinden muss.

Janna Ji Wonders bei der Preisverleihung auf der Berlinale 2020 | © Daniel Seiffert

Walchensee Forever lief als Weltpremiere in der hervorragend ausgewählten Berlinale Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ und hat hier den Kompass-Perspektive-Preis als bester Film gewonnen. 

Der Schwerpunkt dieser Sektion lag auf der aktuellen Aufarbeitung des Wortes „Heimat“. Wie die Leiterin der Perspektive sagte: „(…) Heimatfilme, nicht als Verklärung im romantisch kitschigen Stil der 50er Jahre, sondern als Auseinandersetzung mit der Welt, in der wir leben.“ Bei dem Film von Janna Ji Wonders (bei dem schon ihr Name in dieser Hinsicht interessant ist) steht nicht nur die Ästhetik im Vordergrund, sondern die thematischen Inhalte, die sorgsam und gut aus den familiären Archiven zusammengestellt und mit aktuellen, von ihr selbstgedrehten, Aufnahmen ergänzt und erweitert wurden. Damit stellt sie subtile Beziehungen zu dem Thema Verbundenheit, sowohl mit Menschen und mit Orten, als auch zu dem Thema der Angst und Abhängigkeit her.

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ZEITPUNKT X, Interview zu Kurzfilmprojekt auf dem Empfang der Filmhochschulen

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hFMA Netzreporter auf dem Berlinale 2020 Hessenempfang

Berlinale 2020, Empfang der Landesvertretung Hessen

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Jutta Brückner im Interview

Filmkunstland Hessen

„Hessen muss wieder Filmkunst fördern.“

Die Regisseurin und Autorin Jutta Brückner im Interview auf der Berlinale 2020 beim Empfang des Landesvertretung Hessen.
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#Filmkritiken – Effacer l’historique (Delete History)

Berlinale 2020: Effacer l’historique (Delete History) – Der Traum vom Neuanfang

ein Beitrag von Felix Ernesto Hück

Mirandas Call-Center-Computer-Stimme auf Mauritius macht Bertrant (Denis Podalydès) scharf. Aber Betrants Anfragen bei Facebook wegen des Cyber-Mobbings das seiner Tochter in der Schule erleidet bleiben unbeantwortet. Beschweren bei Google will sich auch Marie (Blanche Gardin), höchst persönlich sogar, denn ihr jugendlicher One-Night-Stand erpresst sie mit einem Sextape. Und Christine (Corinne Masiero) möchte so sehr mehr Sterne in ihrer Bewertung als Fahrerin für den Fahrtdienstvermittler Star-VIP.

Blanche Gardin und Vincent Lacoste in Effacer L’historique

“Le futur ne me fait pas rire du tout”

Blanche Gardin

Benoit Délépine und Gustave Kervern präsentieren in Effacer L’historique die Verlierer der Online-Gesellschaft: alt, einsam und verschuldet. Die Gewinner leben im Verborgenen, verschanzt hinter Server-Farmen, und die Aussteiger bewohnen Windräder und zapfen Strom für’s Bitcoin-Mining. Keine Ahnung was Bitcoin-Mining ist? Dann ist Effacer L’historique der richtige Film um es dort auch nicht zu erfahren.

Lars Eidinger, Hamlet und der Krebs | © Vega Film
Filmplakat zu Effacer L’historique mit Corinne Masiero, Denis Podalydès und Blanche Gardin

FAZIT

Der Film lässt nichts erdenkliche aus, was vor allem auch Erwachsenen über 50 im Internet widerfährt: Vom One-Night-Stand mit Sexvideo erpresst, als online-Jobber mit zu wenig Sternen bewertet, das Wohnzimmer des Eigenheims wird stundenweise als Gebetsraum vermietet, den irgendwie wollen die vielen Rechnungen bezahlt werden. Die gerade gekauften Möbel stehen schoch auf der Terrasse zum Verkauf, denn die Schulden in der virtuellen Welt gemacht, müssen in der realen Welt getilgt werden. Es sind nicht mehr die schmuddeligen Internetangebote wie Pornos, Glücksspiel oder illegale Downloads, nein. Es sind vielmehr die etablierten Online-Anbieter, von Online-Preisvergleich bis Job-Plattform, die Monster, die jede Schwäche ihrer Nutzer kennen und gezielt ausnutzen um sie auszusaugen. Da hilft es wenig die gelbe Weste anzuziehen und sich auf die Insel eines Kreisverkehrs zu retten oder auf das Autodach zu klettern und sich die Seele aus dem Leib zu schreien.

Corinne Masiero, Denis Podalydès und Blanche Gardin in Effacer L’historique

Die Figuren -alles in der Komödie etablierte Darsteller- überzeugen, genau so wie das Konzept: Es ist ein Film für Menschen die die Welt nicht mehr verstehen und auch nicht mehr verstehen wollen. Das ist nicht komisch, sondern tragisch und verdient den Silbernen Bären. Mancher Mensch unter 35 wird seine Eltern wiedererkennen. Aber die Welt die in Effacer L’historique dargestellt wird, ist eine Welt in der heute viele Menschen leben und außerhalb derer sie wohl kaum mehr zu atmen vermögen. Antworten bietet der Film keine, geschweige denn die passenden Fragen.

Effacer L’historique hat — soviel ist gewiss — auf ARTE.tv seine Zielgruppe schon jetzt sicher.

Um es mit ARTEs Professeur Moustache zu sagen: Anstatt euch Effacer L’historique anzusehen und euch bei Facebook, Google und Co. zu beschweren, schaut euch lieber The Cleaners von Hans Block und Moritz Riesewieck an, da lernt Tagalog und jene kennen, die täglich mindestens 20.000 mal am Tag entscheiden müssen, was geteilt werden darf und was nicht, aber was soll’s, sterben müssen wir alle mal.

Trailer Effacer L’historique (2020)
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Auf einen Kaffee mit Andreas Struck

Andreas Struck, Schauspieler und Berlinale Mitarbeiter im Interview über das Schauspieler-Dasein, die Arbeit bei der Berlinale und die Schauspielerausbildung.

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SEE DER FREUDE von Aliaksei Paluyan Hessen Talent Interview

SSEE DER FREUDE (LAKE OF HAPPYNESS) ein persönlicher Kurzfilm über die Kindheit des Vaters von Aliaksei Paluyan, Hessen Talent 2020, im Interview, auf der 70. Berlinale.

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#nrFilmkritiken – Todos os mortos

Berlinale Wettbewerb 2020: Todos os mortos | All die Toten

ein hFMA Netzreporter-Beitrag von Lennart Biehl, Tina Waldeck und Felix Hück

Kurz nach der Abschaffung der Sklaverei in Brasilien

© Hélène Louvart/Dezenove Som e Imagens

Zwischen 1899 und 1900 wird das Schicksal zweier Frauen aus unterschiedlichen Familien erneut miteinander verbunden.

Da ist einmal die Familie Soarese, ehemalige Besitzer einer Kaffeeplantage und nun kurz vor dem Ruin: die älter werdenden und langsam sterbenden Mutter Isabel (Thaia Perez), die älteste Tochter Maria (Alaíde Costa), die ins Kloster gegangen ist, um dort zu unterrichten, und die jüngste Tochter Ana (Carolina Bianchi), die immer mehr mit ihrem Geisteszustand und damit auch den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen hat.

Und da ist die ehemalige afrikanische Sklavenfamilie Nacimento. Während die Großmutter als Haushälterin bei der Familie Soarese gearbeitet hat, sind Iná Nacimento (Mawusi Tulani) und ihr Sohn Joao (Agyei Augusto) nun frei und in eine andere Stadt gezogen. Sie möchten mit der Vergangenheit abschließen. Doch da sucht Maria sie auf und bittet sie, aufgrund von Anas Gesundheit, noch ein letztes Mal zurückzukommen.

Ana (Carolina Bianchi) und Iná (Mawusi Tulani)
© Hélène Louvart/Dezenove Som e Imagens

In dem Film werden mit liebevollen Details sehr subtile Allegorien spürbar. Und das nicht nur, wenn Ana sich zu einem einfachen Straßenarbeiter hingezogen fühlt, weil er ja „so schön weiß ist“: Der Horror bekommt teilweise humorvolle Züge, ohne dabei seine Tragik zu verlieren. Der Film zeigt deutlich, wie schwer es ist, sich mental von den einmal dominierenden Strukturen eines Systems zu lösen und davon unabhängig eine eigene Freiheit für sich zu erreichen.

Der Film lief auf der Berlinale 2020 im Wettbewerb. Direkt nachdem wir den Film dort auf der Weltpremiere am 23.02. im Berlinale Palast gesehen haben, haben wir uns noch zu einem nächtlichen Filmgespräch zusammen gesetzt:

Nächtliches hFMA Netzreporter Filmgespräch von Lennart Briehl und Tina Waldeck
Todos os mortos | All the Dead Ones | All die Toten

Dabei ist zu erwähnen, dass sich die beiden Regisseure Marco Dutra und Caetano Gotardo an den Theaterstücken von Tschechow und Brecht orientiert haben, wie sie vor der Weltpremiere, auf der Pressekonferenz erzählten. Die fein abgestimmte Musik spielte ebenfalls eine bedeutende Rolle. Ein Film, der für ein anspruchsvolles Publikum mit dem Hang zum subtilen Horror absolut zu empfehlen ist.

Original-Teaster zu Todos os mortos | All the Dead Ones | All die Toten:

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#Filmkritiken

Beitrag von Tina Waldeck

Glossary of Broken Dreams“ im Programm der B3 Biennale 

Ein Film von Johannes Grenzfurthner (2018)

Der Regisseur, alias der „Lumpennerd“, ist eine schillernde Persönlichkeit und er weiß, das seine Arbeiten sich erst durch und mit ihm zu ihrer vollen Wirkung entfalten. Er ist unter anderem künstlerischer Leiter der Gruppe monochrom: einem Kunst-Technologie-Philosophie-Kollektiv, das sich speziell der politischen Linken zuordnet. Sie vertreten das Konzept des Context Hacking, das Grenzfurthner auch selbst mit geprägt hat: das Aneignen von medialen und politischen Themen, die sie dann verändern und neu codieren. Ein Versuch, sich in seinem Verhalten innerhalb von sozialen Strukturen zu emanzipieren. 

Warum arbeitet man eigentlich für Geld?

Wenn man die meiste Zeit doch damit verbringen muss, immer mehr zu arbeiten, nur um noch mehr Geld zu bekommen, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Da geht sie hin, die verschwendete Zeit, in „bullshit jobs“, in denen man nur dafür arbeitet, das andere Leute ebenfalls länger und mehr arbeiten können. Dein Chef: Oh, das ist dein Freund. Und für diesen Freund tust du doch alles. Nein? „The bounding of respect“. Der Film flimmert nur so vor Wort-Fragmenten, Ideen und Meinungen. Immer wieder flechtet Grenzfurthner neue Begriffe ein, um sie im Eiltempo zu analysieren und ironisch zu deformieren. Es gibt ja auch keine „Fake News“, alle Nachrichten werden von den Menschen gemacht und sind damit auch ein Teil der Realität. Wen muss man hier bekämpfen, um seine Freiheit zu bewahren? Gibt es diese denn überhaupt – auch Privatsphäre ist doch nur ein Produkt der Zeit? Eine Lehrstunde über ökonomische Zusammenhänge. Zumindest so, wie das Kollektiv (monochrom hat den Film ja auch mit produziert) es gerne der Welt vermitteln würde.

Johannes Grenzfurther, alias der "Lumpennerd", zeigt uns mit viel Ironie unsere Gesellschaft
Johannes Grenzfurther, alias der „Lumpennerd“, zeigt uns mit viel Ironie unsere Gesellschaft

Ein visueller Kurzschluss

Der Film lebt von der Vielfalt seiner unterschiedlichen Stilrichtungen. Seien dies die teils absurden Realfilm-Szenen, zwei Handpuppen in einem Caféhaus oder die Trickfilm-Passagen, in klassischem schwarz-weiß oder ganz im Stil eines Animes gehalten. „Atmospheric cancer“ taucht als Bezeichnung in dem Film auf: Dieser wäre wahrscheinlich eher als „atmospheric mess“ zu definieren. Dazwischen immer wieder Gesangseinlagen des österreichischen Künstlerduos Duscher & Gratzer, die Songs aus unterschiedlichen Jahren wiedergeben: Natürlich passend zu den jeweiligen Themen redigiert.

Duscher & Gratzer, Künstlerduo aus Wien, unterstützen mit Gesangseinlagen
Duscher & Gratzer, Künstlerduo aus Wien, unterstützen mit Gesangseinlagen

Der Film hatte für die gewaltige Fülle an Material tatsächlich nur ein halbes Jahr Drehzeit. Während er am Ende ironisch endet und seine Existenz selbst hinterfragt, indem sich Grenzfurthner von seiner Mutter Geld leihen muss, um den Film überhaupt beenden zu können, hatte er tatsächlich insgesamt ein Budget von 15.000 Dollar zur Verfügung. Davon kamen 5.000 Euro allein von der Stadt Wien, deren Bearbeiterin als Dank in dem Film einen Gastauftritt bekam: als Knauserin, die Grenzfurthner kein Geld geben will. Kleine und große Verdrehungen, an denen der Künstler Spaß hatte. Alle Fragmente wurden wie ein Puzzle gedreht und zusammengesetzt. Zum Schluss kommt jedoch das traurige Ende, als der zerbrochener Traum der Linken: Er versucht noch zu fliehen, wird aber dann doch von dem Monster des Systems gefressen.

FAZIT

Bleibt die Frage offen, ob dies wirklich ein Film für das Kino ist, denn er lebt von seiner künstlerischen Aktivität. Das merkt man auch hinterher in dem Gespräch deutlich: Sehr amüsiert erzählt der Regisseur, wie er den Film aus Versehen bei einem Festival eingereicht habe, das sich als Rechts gesinnt offenbarte. Sein Film wurde hier geleakt und in Online-Plattformen zum Download angeboten. Doch anstatt Johannes Grenzfurthner damit nun Schaden zuzufügen, bekam er dadurch von einer viel größeren Zielgruppe als geplant Aufmerksamkeit und aus der ganzen Welt E-Mails: Zuletzt aus Venezuela, wo ein Professor ihn fragte, ob er den Film, trotz des illegalen Downloads, seinen Studenten zeigen dürfe. Dinge in Bewegungen setzen und seine Standpunkte künstlerisch zu vermitteln, um so kritische Gespräche in Gang zu setzen, das kann der Künstler mit seiner Arbeit ausgezeichnet. Und in dem Versuch seine Realität immer wieder als eine eigene, neue Realität zu konstruieren, passten der Film und der „Lumpennerd“ inhaltlich wunderbar in das Thema der B3 Biennale 2019.

Glossary of Broken Dreams - ein gesellschaftskritischer Kunstfilm mit österreichischen Humor
Glossary of Broken Dreams – ein gesellschaftskritischer Kunstfilm mit österreichischen Humor

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„Die Nachricht ist der Star“: Ingo Zamperoni auf dem #JJT19

Der Tagesthemen-Anchorman Ingo Zamperoni auf dem Jungjournalistentag des DJV Hessen im Interview mit den hFMA-Netzreportern über den neuen Typus des Nachrichtenmoderators, seine Wurzeln in unterschiedlichen Kulturen und seinen Blick auf die USA.

Tagesthemen-Anchorman Ingo Zamperoni im Interview mit hFMA-Netzreporterin Alina Venturi auf dem Jungjournalistentag 2019 des DJV Hessen.

Ingo Zamperoni ist seit 2016 zum erneuten Mal Moderator der ARD-Tagesthemen. Als ehemaliger Auslandskorrespondent im ARD-Studio Washington gilt er als USA-Experte. Seine zwei Bücher Fremdes Land Amerika und Anderland, erschienen im Ullstein-Verlag, veranschaulichen Zamperonis persönlichen Blick auf die amerikanische Gesellschaft und politische Situation des Landes unter Trump.

hFMA-Netzreporter
Moderation: Alina Venturi
Kamera: Sophie Henß, Philip Gordon Link, Felix Hück
Ton: Felix Hück
Schnitt: Felix Hück
Redaktion: Rüdiger Pichler

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#Filmkritiken

Beitrag von Tina Waldeck

DER Eröffnungsfilm der B3 Biennale 

Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019) OmU

Der Film beginnt ruhig und poetisch. Plätscherndes Wasser. Nebel. Die Kamera, die von einer Idylle mit einer kleinen Hütte im Grünen aus der Vergangenheit in die Gegenwart schwenkt: Schatten und Dunkelheit. Kälte und Einsamkeit. 

Trond Sander, 67, ist hier in eine abgelegene Hütte gezogen. Wir beobachten, wie er sein Auto von den Schneemassen befreit. Beim Fahren damit kommt ihm später ein Lastwagen entgegen und nur knapp entkommt er einer Katastrophe. Eine Katastrophe, die schon einmal geschehen ist: Vor Jahren starb bei einem Autounfall seine Frau. Aus diesem Grund wollte er aus Oslo weg und alles hinter sich lassen. Doch die Erinnerungen kommen immer wieder hoch. Das nahe, in warmen Farben gehaltene Gesicht der Frau. Innig und geborgen. Und die Vergangenheit, die im Laufe des Films, immer wieder in seinen Träumen und Erinnerungen erscheinen wird. Die vergangene Wärme wird nun überdeckt von Schnee und Eis.

Stellan Skarsgård als Trond in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)
Stellan Skarsgård als Trond in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)

Hier begegnet er Lars Haug (mit g), seinem Nachbarn hier oben, den er als einen alten Bekannten aus der Kindheit wieder erkennt. „Lars ist Lars“, so ist sich Trond sicher, auch wenn es anfangs noch nicht ausgesprochen wird. Im Sommerurlaub 1948 traf er diesen, als er seinen Vater in einer kleinen Hütte im Wald besuchte. Damals war er 15 Jahre alt.

Jon Ranes als junger Trond in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)
Jon Ranes als junger Trond in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)

Der Zuschauer erlebt es in nun immer wieder aufkommenden Rückblenden. Hier überragt die Natur. Der grüne Wald und die Felder am Fluss. Die intensiven Geräusche. Ameisen. Das Summen der Bienen. Ein guter Freund von ihm war der ältere Bruder von Lars: Jon. Die Freunde waren oft „Pferde stehlen“. Unsinn machen und zusammen Abenteuer erleben. Doch eines Tages war alles nicht mehr so wie sonst. Jon hatte sein Gewehr nicht dabei. Er war abwesend. Verzweifelt. Ein Sturm bricht los, der die Idylle streift. Die Geräusche werden noch intensiver. Der prasselnde Regen. Der Wind. Rückblende in der Rückblende. Die Geschwister von Jon, Odd und Lars, die in der Hütte spielen und dabei Jons Gewehr nehmen. Ein Schuss.

Sjur Vatne Brean in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)
Sjur Vatne Brean als Jon in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)

Ein fassungsloser Vater legt den toten Jungen auf das Bett und deckt ihn mit einem Tuch zu. Wie fühlt es sich an, das Ende? Trond versucht, es zu fühlen. Neben ihm: Ein junger, verzweifelter und schuldbewusster Lars. Und Jon, der danach einfach verschwinden und zur See fliehen wird. 

Sehnsucht und Begierde in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)
Sehnsucht und Begierde in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)

Danach wird Jons Mutter ein immer wiederkehrender Blickpunkt in der Geschichte: Denn sie und ihr Mann helfen jetzt oft zur Ablenkung Tronds Vater beim Baumfällen. Dramatische Musik beim Einschlagen des Holzes. Sexuelle Andeutungen. Trond, der sich, noch unwissend, das erste Mal verliebt. Nachts hat er „feuchte Träume“: Jons Mutter rudert mit nassen Oberschenkeln stöhnend im Boot. Die Frau, die alles spaltet (auch die Rinde vom Baum). Wieder die Geräusche eines Gewitters. Und ein verhängnisvoller Unfall, als Jons Vater durch Tronds Vaters Unachtsamkeit schwer stürzt. Schmerzverzerrtes Gesicht, kehlige Geräusche. Er wird weggefahren und von da an nicht mehr gesehen. Ein Leben für das Leben des anderen? Sein Platz ist nun frei. Schnell gehen Tronds Vater und Jons Mutter einen gemeinsamen Weg. Sehr zum Verdruss des jungen Tronds: Denn am Ende des Sommers wird sein Vater nicht mehr mit ihm zu seiner Mutter zurückkehren.

In der Gegenwart sinniert Trond, wie das Leben eines anderen Menschen auf einen abfärben kann. Wie es prägt und man damit vielleicht zu einem Menschen wird, welcher man nicht sein möchte. Erst jetzt erzählt Lars ihm, dass er, nachdem Jon das Haus verlassen hatte, dessen Platz einnehmen musste. Wie er mit Jons Gewehr einen Hund erschießen musste. Wie er in seine Rolle hineingewachsen ist. Aber dann kam Jon wieder, als er 20 Jahre alt war, und übernahm: den Hof, das Zuhause, das Gewehr. Und diesmal ging Lars. Hierher. Er hat sie alle danach nie wieder gesehen. Genau wie Trond …

Fazit

Jeder Mensch entscheidet selbst, welchen Lebensweg er einschlägt und wo es ihm wehtut? Die abschließende Ironie dieser Feststellung von Trond ist: das keiner in diesem Film eigentlich bewusst etwas entscheidet. Jeder lässt sich treiben auf seinem Weg und nimmt die Dinge, die ihm begegnen einfach mal mehr oder mal weniger gut an. Nun könnte man in der filmischen Darstellung der Inhalte auch einfach einiges annehmen, was doch zu bemängeln wäre: So fällt die Darstellung der Frau in einigen Szenen doch recht unangenehm auf, wenn sie nur noch als ein Lustobjekt inszeniert wird, deren Schwerpunkte in ihrem blauen, halbtransparenten, kurzen Kleid und den halb-animalischen Bewegungen liegen. Und der Mann, der Starke, der die Pferdestärken kontrolliert und bändigt? Die Rollenbilder sind, in ihrer Idylle, ein bisschen zum Verzweifeln und nicht unbedingt mehr zeitgemäß. 

Das Frauenbild in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)
Das Frauenbild in Ut og stjæle hester | Pferde stehlen (2019)

Die Inszenierungen sind lustvoll und in ihrer Ästhetik herausragend, was auch an der hervorragenden und feinfühligen Kameraarbeit von Rasmus Videbæk liegt, welcher zu Recht dafür mit einem silbernen Löwen gewürdigt wurde. Aber zwischen den ganzen sensiblen Nuancen in der Inszenierung, im Farbschemata und in der Lichtstimmung, sowie einer herausragenden Abmischung der Geräusche und der Musik: In den Bemühungen, die vielen kleinen und liebevollen Details der Romanvorlage von Per Petterson gerecht zu werden, geht leider der Fokus ein bisschen verloren, der am Ende einen Unterschied macht, welche Gefühle dem Zuschauer weitervermittelt werden sollen. Hier entscheidet auch jeder Film, welchen Weg er gehen will und wo es wehtut.

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Wie geht Erzählen heute?

Vom 15. bis 20. Oktober 2019 präsentierte sich die B3, die Biennale des bewegten Bildes, erstmals auf der Frankfurter Buchmesse. Neben einem umfangreichen Kinoprogramm war das Herzstück die Leitausstellung „Realities“ in Kooperation mit THE ARTS+ Future of Culture Festival, die spannende neue Erzählformate u.a. aus den Bereichen Film und VR zeigte.

Die Nähe zur Buchmesse scheint nicht von ungefähr zu kommen, suggeriert sie doch, es gebe die eine Königsklasse des Erzählens nicht mehr. Man muss sich bewusst machen, dass die Art zu erzählen über die Jahrtausende stets Wandlungen unterworfen gewesen ist: von der mündlich vorgetragenen Geschichte über die Schrift bis hin zum Bewegtbild. Die B3 gibt einen Einblick in die vielen möglichen Formen, des Schaffens neuer Realitäten über ihr Kinoprogramm und die Leitausstellung, zu der nicht nur zahlreiche Videoinstallationen und Angebote wie interaktive Webserien und -dokus zählen, sondern ebenso Möglichkeiten von Gamification:

Der VR-Park der B3

Videospiele sind mittlerweile zu einem ernstzunehmendem Medium mit vielfältigen Möglichkeiten des Storytelling und gewaltiger immersiver Kraft geworden und dies macht auch vor dem kleinen Bildschirm von Smart Devices nicht Halt: „Luther – Die Reise“ von Unger & Fiedler etwa kombiniert Gameplay und Storytelling, um dem User einen historisch korrekten Einblick in das Leben und Wirken des Reformators Martin Luther zu vermitteln. 1521 weigerte sich dieser, auf dem Wormser Reichstag seine Thesen zu widerrufen, woraufhin die Reichsacht über ihn verhängt wurde. Das Spiel inszeniert Luthers Flucht vor seinen Verfolgern hin zur schützenden Wartburg als eine Mischung aus „Die Sims“ und dem Treffen moralischer Entscheidungen. Der Spieler muss einerseits die menschlichen und seelischen Bedürfnisse von Luther und seinen Begleitern permanent im Blick haben, andererseits müssen unterwegs Begegnungen mit anderen Personen gelöst werden, auch auf die Gefahr hin, dass sich der Abstand zu den Verfolgern dramatisch verringert.

„Gymnasia“ holt den Schrecken aus der virtuellen in die reale Welt.
„Gymnasia“ holt den Schrecken aus der virtuellen in die reale Welt.

Die immersiven Erlebnisse und alternativen Realitäten des anschließenden VR-Parks hingegen laden dazu ein, sich seine eigene Geschichte zu schaffen. In „-22,7“ von Jan Kounen kann man sich der Unwirklichkeit des Polarkreises hingeben und die Kombination von Farben, Formen und Musik auf sich wirken lassen. So schreibt sich im Kopf eine eigene Geschichte fort. Andere Angebote geben spannende Einblicke in bislang unbekannte Lebenswelten und -wirklichkeiten und ermöglichen das Schauen über den Tellerrand. Ein besonders eindrückliches Erlebnis ist „Gymnasia“ von Chris Lavis und Maciek Szczerbowski. Man nimmt auf einem Drehstuhl Platz, setzt die VR-Brille auf und versinkt in einer unwirklichen, gespenstischen Welt. Langsam schälen sich die Wände eines verrotteten und seit langem aufgegebenen Ortes aus der Dunkelheit heraus. Von links fällt trübes Licht durch die Fenster knapp oberhalb der Decke. Eine alte Schulturnhalle, in der anscheinend seit Ewigkeiten kein Sportunterricht mehr gegeben wurde; auf dem abgenutzten Holzboden liegen ein paar Basketbälle, dazwischen Laub, vor Kopf hängt der einsame Basketballkorb, dahinter eine Bühne, im Halbdunkel sind die Umrisse eines Klaviers auszumachen. Plötzlich ein Geräusch von rechts, ruckartig fährt man herum, und die Tür an der Seitenwand, die gerade noch geschlossen war, steht jetzt offen und gibt den Blick in den dahinterliegenden Flur frei. Bewegungen sind auszumachen, etwas huscht zwischen den Räumen hin und her … Im nächsten Moment bewegen sich die Basketbälle, fahren hoch und schlagen laut vernehmlich auf den Hallenboden, werden schneller und springen immer höher, werden gedribbelt von den Erinnerungen an die Kinder, die einst diesem Ort Leben verliehen haben. An dieser Stelle noch mehr zu verraten, würde heißen, andere um ein einmaliges Erlebnis zu bringen.

„Gymnasia“ ist Paradebeispiel dafür, zu welch spannenden Erlebnissen VR bereits in der Lage ist und was man in Zukunft von dieser Technik wird erwarten können. Das Storytelling ist dabei einfach, aber effektiv und funktioniert mit wenigen Figuren und ohne Dialoge – entscheidend ist vor allem der Nutzer und das, was im Zuge des Betrachtens (und noch längere Zeit danach) im eigenen Kopf abspielt; wie man über die Geschichte dieses Ortes und die irritierenden Geschehnisse, die einem in rund sechs Minuten in dieser alternativen Realität widerfahren, nachsinnt. Zu hoffen ist, dass der Film in den kommenden Jahren immer mehr diese äußerst spannenden Möglichkeiten des Erzählens wahrnehmen wird. Auf der B3 zeigt sich, dass VR längst das Potenzial zu mehr als eindrucksvollen Tech-Demos und den aufregenden, aber oberflächlichen Reiz des Neuen hat. Wiederum trifft dies auf den Bereich Gaming zu, wo VR längst auf dem Vormarsch ist. Das Interesse des Publikums ist groß: Am Stand der Hochschule Darmstadt muss man nur das Headset aufsetzen und zwei Joysticks in die Hand nehmen und kommt aus dem Spielen gar nicht mehr heraus, während Umstehende das Geschehen wie gebannt auf einem Monitor verfolgen. Dass wir uns durch die neue Technik mittlerweile eine Vielzahl alternativer Realitäten schaffen können, zeigt auch Stefan Weil vom Frankfurter Atelier Markgraph in seinem Vortrag „Get real. What does reality mean today?“ eindrucksvoll.

Stefan Weil vom Atelier Markgraph bei seinem Vortrag „Get real. What does reality mean today?”
Stefan Weil vom Atelier Markgraph bei seinem Vortrag „Get real. What does reality mean today?”
Grace Glowicki, Signe Pahle, Turid Øversveen und Pier Nirandara diskutieren mit Nicole Ackermann über den Stand von Frauen in der Filmindustrie.
Grace Glowicki, Signe Pahle, Turid Øversveen und Pier Nirandara diskutieren mit Nicole Ackermann über den Stand von Frauen in der Filmindustrie.

Aber auch abseits neuer Technologien ist die Zukunft des Erzählens Thema einer Reihe verschiedener Podiumsgespräche und -diskussionen. Filmemacherinnen wie Grace Glowiciki, die auf der B3 ihren Film „Tito“ präsentiert, und Pier Nirandara diskutieren über den aktuellen Stand von Frauen in der Filmindustrie. Auch hier zeigt sich, dass die Art und Weise, wie und wovon Filme erzählen, in Zukunft noch Veränderungen unterworfen sein wird, denn bislang sind es vor allem noch die Männer, die Filme schreiben und inszenieren. Doch die Filmemacherinnen sind sich ihrer Verantwortung gerade dem weiblichen Publikum durchaus bewusst und dass es gilt, wegzudenken vom weißen Mann um die Vierzig als typischem Zuschauer. In weiteren Vorträgen wie  „New Stories: The Future of Storytelling in all Media Formats“ und „New Fomats: Media Experts Discuss the Future of Creative Output“ zeigt sich hingegen, dass in unserer schnelllebigen, digitalisierten Medien- und Social-Media-Gesellschaft die Art, wie Geschichten erzählt werden und wie diese inszeniert, produziert und promotet werden, aufgrund der heutigen Technologie zahlreichen Veränderungen unterworfen ist. Aber auch, wie und auf welchen Medien wir diese Geschichten konsumieren, verändert sich stetig. Film ist längst nicht mehr nur Kino, Film ist auch Netflix und Co. oder sogar ein paar Nummern „kleiner“: Film ist auch der dreiminütige Inhalt, den wir uns in der U-Bahn auf dem Bildschirm unseres Smartphones ansehen. Auch wenn unklar ist, wohin all diese Entwicklungen in Zukunft nun konkret gehen werden, festhalten lässt sich, dass Storytelling nach wie vor die Kombination aus Storys und Emotionen ist, d.h. die Dinge, die uns berühren und uns als menschliche Wesen ansprechen, sind immer noch vor die gleichen:  Es besteht immer noch Bedarf an fesselnden Geschichten und Charakteren. Wer medial gesehen immer nur am gleichen interessiert ist und sich auch – etwas platt gesagt – mit Netflix auf der Couch zufriedengibt, für den ist das Angebot der B3 vermutlich eher wenig geeignet. Die Kunst, die hier präsentiert wird, regt dazu an, neue Sichtweisen einzunehmen, sich aktuellen gesellschaftlichen Fragen zu stellen und sich auf die Möglichkeiten des bewegten Bildes voll einzulassen. Das ist durchaus herausfordernd und nicht immer einfach, spannend ist es allemal. Und dass es ein Publikum für diese Art von Stoffen und Möglichkeiten des Erzählens gibt, zeigt sich anhand der Besucher, die die Leitausstellung offen annehmen.

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hFMA NETZREPORTER at FRANKFURTER BUCHMESSE 2019

Was braucht die große Film- und Medienlandschaft Hessen?

Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst (rechts) und Anja Henningsmeyer, hFMA Geschäftsführerin (links) im NETZREPORTER-Interview mit hFMA-Präsidiumsmitglied Rüdiger Pichler

Staatsministerin Angela Dorn über Mut, neue Ideen, kreative Experimente, kluge Konzepte, Kooperationen von Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst, neue Filmförderrichtlinien, mehr Frauen im Film, Zuhören, Anpacken, Entscheidungslust, Budgets, Schwerpunktsetzung, Potentiale, Nachwuchsförderung, strukturiertere Vernetzung und ein gemeinsames Bekenntnis zum Film- und Medienstandort Hessen.

Prof. Rüdiger Pichler, Gründungsvorstand der Hessischen Film- und Medienakademie (hFMA) lauscht der Ministerin
Auf der Frankfurter Buchmesse 2019 spricht die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst über das Potential von Hessen als Film- und Medienland und die B3 Biennale/THE ARTS+ .

Anja Henningsmeyer fordert mehr Frauen mit Mut in Führungsetagen
Anja Henningsmeyer fordert mehr Frauen mit Mut in Führungsetagen

Im Gespräch mit Anja Henningsmeyer, hFMA Geschäftsführerin, geht es um die Forderung nach mehr Frauen in Führungspositionen, Gender-Pay-Gap, Mut und Macht, Mangel an Größenwahn, Mut zum Scheitern, Mut zum Selbst und psychische Widerstandskraft als Erfolgsbegleiter auf dem Weg nach oben

Kamera und Ton: Felix Hück – Assistenz: Felipe Arias

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B3 zeichnet Steve McQueen aus

Die Biennale des Bewegten Bildes (B3) würdigt den Künstler, Fotograf und Regisseur Steve McQueen.


„Wie unsere bisherigen Preisträger ist auch Steve McQueen ein Künstler, der grenz- und genreüberschreitend wirkt“

Prof. Bernd Kracke in der Bergründung.





Steve McQueen

Den BEN, Hauptpreis der B3, in der Kategorie Most Influential Moving Image Artist  erhält 2019 der Brite Steve McQueen für sein Schaffen.
Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt. Im Rahmen der Kooperation zwischen Frankfurter Buchmesse, THE ARTS+ und der B3 wird eine breites Spektrum an Arbeiten präsentiert. Prof. Bernd Kracke stellt die Auswahl der Arbeiten auf der Pressekonferenz vor.

Steve McQueen gewann 2008 für seinen Debütfilm HUNGER die Camera d’Or bei den Filmfestspielen in Cannes. Sein zweiter Spielfilm SHAME, mit Michael Fassbender und Carey Mulligan, gewann auf den Filmfestspielen in Venedig 2011 zwei Best Film Awards, während Michael Fassbender mit dem Volpi Cup als bester Schauspieler geehrt wurde. SHAME ist der kommerziell zweiterfolgreichste NC-17 Film in der Geschichte der USA.McQueen’s dritter Film 12 YEARS A SLAVE (2013) beruht auf den Lebenserinnerungen von Solomon Northup. Der Film erhielt zahlreiche Preise, u.a. drei Oscars, darunter die Auszeichnung für den Besten Film. 2018 veröffentlichte er seinen neuesten Spielfilm WIDOWS mit Viola Davis. Derzeit dreht McQueen für BBC One eine sechsteilige Serie über Londons westindische Community. Steve McQueen lebt und arbeitet in Amsterdam und London.

B3 BENDie B3 Biennale des bewegten Bildes zeichnet etablierte Künstler_innen und junge Talente mit dem international beachteten BEN Award aus. Ins Rennen um Haupt- und Nachwuchspreise gehen Werke von Künstler_innen der B3 Biennale, die sich besonders innovativ mit neuen Erzähltechniken auseinandersetzen. Eine international besetzte Jury kürt die besten Beiträge. Den Preis entworfen hat der südafrikanische Künstler Trevor Gould. 

B3 Biennale des bewegten BildesVeranstalter der B3 Biennale des bewegten Bildes ist die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG). Träger der B3 ist das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK). Strategischer Partner der B3 ist THE ARTS+. Die B3 wird unterstützt von: Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Hessenfilm und Medien, Sylvia und Friedrich von Metzler, Kulturamt Stadt Frankfurt am Main, Wirtschaftsförderung Frankfurt, Creative Hub Frankfurt, experimente#digital – eine Kulturinitiative der Aventis Foundation, Cinema Frankfurt, Sparda Bank, AVMS Audio, Media und Service GmbH.
Kooperationspartner sind: Stiftung Digitale Spielkultur, hessen design, Storytek, muthmedia, hfma die netzreporter, Film London, Samsung, Creative Europe Desk NRW Media, Zürcher Hochschule der Künste (Studiengang Design), Geneva International Film Festival (Schweiz), Festival Du Nouveau Cinema (Montreal, Kanada), Phi Centre (Montreal, Kanada).

Aktuelle Informationen zu Programm und Teilnehmer_innen der B3.

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Highlights der B3 und THE ARTS+ auf der Frankfurter Buchmesse 2019

Die Pressekonferenz in Bild und Ton.

Katja Böhne (Leiterin Marketing und Kommunikation der Frankfurter Buchmesse) und Wolfgang Bergmann, (Geschäftsführer, ARTE Deutschland) über die Kampagne CREATE YOUR REVOLUTION

Auf der Pressekonferenz der Frankfurter Buchmesse im Haus des Buches in Frankfurt am Main sprechen Katja Böhne (Leiterin Marketing und Kommunikation der Frankfurter Buchmesse) und Wolfgang Bergmann, (Geschäftsführer, ARTE Deutschland) über die Kampagne CREATE YOUR REVOLUTION.

Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse), Angela Dorn (Ministerin Wissenschaft und Kunst) und Prof. Bernd Kracke (Künstlerischer Leiter der B3) bestätigen die Kooperation zwischen Biennale Bewegtes Bild und THE ARTS+ auf der Frankfurter Buchmesse 2019.

Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse), Angela Dorn (Ministerin Wissenschaft und Kunst) und Prof. Bernd Kracke (Künstlerischer Leiter der B3) bestätigen die Kooperation zwischen Biennale Bewegtes Bild und THE ARTS+ auf der Frankfurter Buchmesse 2019.

Q&A: Antworten auf Fragen der Journalisten.
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Künstler Jonathan Meese über Kreativität, Künstliche Intelligenz und Inspiration – ADC Festival 2019

Ein „Chefideologe der Kunst“ kommt zum Art Directors Club Festival mit dem Manifest Maschine K.U.N.S.T. und proklamiert in einer energiegeladen Performance die ‚Diktatur der Kunst‘. Wie immer ein bisschen dada – und für Uneingeweihte vielleicht eher gaga – brüllt er seine Ablehnung gegenüber Ideologie, Religion, Autorität und Politik regelrecht heraus.

“Tiere brauchen keine Ideologie, Babys brauchen keine Ideologie, Kinder auch nicht.”

Jonathan Meese auf dem Art Directors Club Festival 2019
Jonathan Meese auf dem Art Directors Club Festival 2019

Meese wird nächstes Jahr 50, und je älter er wird, desto dringlicher ist ihm das Anliegen, sich von Kunst völlig vereinnahmen zu lassen. Die öffentliche Figur Jonathan Meese spielt selbst leidenschaftlich gern mit überhöhten Konzepten, obsessiven Inszenierungen und provokanten Thesen. Ähnliches erwartet er auch von jungen Menschen, die Künstler sein wollen: sich völlig auf etwas einzulassen und alle Einflüsse von außen auszublenden. Kunst kann und darf für Meese alles. Wenn sich jungen Talenten profane Hürden wie das Einreichen einer Mappe mit eigenen Arbeiten in den Weg stellen, solle man diese nicht zu ernst nehmen.
Meese: „Ich finde sowas eigentlich beschissen. Kunst hat nichts mit Abstimmung zu tun oder mit Auswahlverfahren. Ich habe auch eine Mappe an der Kunsthochschule abgegeben. Das ist Kitsch, das ist natürlich nicht Kunst. Es bedeutet nichts. Das muss man dann halt machen – wenn man es mit Humor nimmt, ist es okay“.

„Maschinen können keine Ideologie produzieren.”

Kunst sei die Zukunft, „wie ein Meteor, ein Blitzschlag“. Events wie das ADC Festival seien eine Plattform, eine Art „Intermezzo“, aber dennoch „mit Liebe gemacht und mit tollen Leuten“. Nur „jemandem in den Arsch kriechen“ sollte man gerade als junger Mensch mit künstlerischen Aspirationen nicht. Man müsse sein Ding machen, sich ganz auf etwas einlassen. Meese: „Inspiration gibt es überall. Ich finde überall Inspiration“.

Und Künstliche Intelligenz? Die ist für ihn immer ideologiefrei. Deswegen dürfe man auch keine Angst davor haben. „Maschinen können keine Ideologie produzieren. Unmöglich. Wird auch nie passieren. Solange man sich nicht von Ideologie blockieren lässt, kann jeder Künstler sein“.

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Rosie Arnold at the ADC Festival 2019 in Hamburg

»We have the power to change things from within.«

– Rosie Arnold

What really matters in the end is how people feel when they are around you. Rosie Arnold couldn’t have done it any better. She is a lion in the creative business and well-known for her work, especially in the category of Impact Design. As former president of the D&AD London, she implemented the design award The White Pencil. An award that honors work which has a higher purpose than simply selling itself. Work that has an impact, moves people and wants to make our world a little bit better.

Rosie Arnold auf dem ADC Festival 2019
Rosie Arnold auf dem ADC Festival 2019

With more than 30 years at BBH London, countless campaigns followed by great success, experiences in jury work and mentorship, she is an absolute powerhouse of a woman. In her keynote at the ADC Festival she talked about one of her biggest cases during her time at AMV BBDO – The Trash Isles. A campaign that exceeded expectations. Together with LADBible and The Plastic Oceans Foundation she managed to form the 196st country in the world. A country created by human consumption and ignored by governments. We are talking about nothing less than eight million tons of plastic, which enters our oceans every year and has now formed a space as big as France, at the Pacific Ocean, close to Hawaii’s coasts.

To no longer ignore that problem and raise awareness for change, Rosie and her team managed to fulfill the criteria needed to form a official country, The Trash Isles. This campaign skyrocketed all across the media. Hundreds of thousands of people supported it, some of them are big celebrities. Plastic is an issue that matters to all of us. It has a huge impact and consequences for us and our future. And this is just one of the topics Rosie is raising awareness of.

Nowadays new creatives ask themselves more frequently if what they do has any impact or even a sense at all. Many aspire towards more than just pure success – they want a purpose, they want change, they want to move people.

After her speech I asked Rosie for a spontaneous interview. She smiles at me and says: »Of course, lets go!« Not only on stage does she have great energy, as we have to walk backstage to reach the set it’s quite narrow and the steps are made of stone. Rosie just speeds up in her bright high heels and I’m impressed. We have a little chat before and then we start.

I would like to know what Rosie thinks about new creatives and how they can start out while also maintaining their values. She talks about her experiences in advertising and which kind of challenges she had to face in her own career.

»I always felt passionately that we have the power to change things from within.
[…] If I just let advertising go off and do its thing over there, it’s never going to change, so the idea that you always use very slim, beautiful models all the time and that you are maintaining the stereotypes, that’s going to happen unless we passionate believers work from inside.«

»So my message really is: you got an enormous amount of power!«

As a design student I am absolutely inspired by what she is telling me. Still, I’m curious whether or not the new generation has enough courage to say no to a case if it’s against their values.

»Years ago, when I was at BBH, BBH got a company called Monsanto, which was a
genetically engineered food source, which I fundamentally disagreed with, and at that time I didn’t want to work on it. So I went to John Hegarty and said: ›I don’t believe in this, I don’t want to work on it.‹ And John was a hard taskmaster. – He is also one of my favorite people on the planet. – And he said: ›Ok, well.‹ He worked out what percentage of income Monsanto gave BBH and he deducted that percentage from my salary. So I had ten percent deducted from my salary, because I wouldn’t work on Monsanto. But, I honored him for that, because actually, you know, he’d always say: ›A principle isn’t a principle, until it costs you something.‹ […] I actually really valued the fact that he gave me that opportunity, rather than forcing me to work on it.«

Well, while a lot of people would love to work with somebody like John Hegarty, what about the ones who have an even harder taskmaster not being so nice? Should one fight for their values no matter what?

»Well, it depends on what it is and how strong your values are and I think we are living in a world where people do value ethics. […] I think you have to question yourself, what does it mean to you? Yes, I am starting out, but how passionately do I feel about this?«

I think this is a great advice to take seriously. Rosie herself first came into advertising because of her love for ideas. Actually worrying that graphics could be very particular, she wanted to do everything. Realizing that in advertising she could have everything made her heart jump. »I couldn’t believe there is a job that existed that was about design and ideas – oh my god –, it was like heaven.«

In the 80s it was really hard to be successful or even seen in the business, while also being a woman. She tells me about her female mentor, who helped her to take root and how she had to adapt her work to a male orientated business.

»[…] you get into a brief, you create an idea and then you show it to your creative director, who guess what, 95% of creative directors are men and they’re gonna have to like your work to buy it. And then it is going to be presented to a client, who guess what, are all men. And then if you’re gonna make it, you’re gonna make it with a director and photographer, who guess what, are all men. And then if you’re gonna get your career to move on, you need to win awards, and so who are on the jury? Oh, all men. And then I look back over the last 15 years about what the big winners are and its changing I’m glad to say, but in the past, particularly my generation, it was football, cars, technology, beer, things that really appeal to guys, […]. And I was lucky, because I worked at Lynx or Axe, which was a big, sexist brand. And I ran that, and I won lots of awards on it, because male juries were voting on it.«

While at the ADC Festival a lot of designers receive a Nail, there are a lot who don’t.
I’m interested in what Rosie thinks about awards and which advice she has for creatives without one. Are awards really that important? Do they make you more seen in the business?

»Yeah they do. I’m sorry to say it, but they do. Because […] if you think about it. If you are gonna go to a solicitor […] you need to get some recognition that they do their job well. So, they need to have a certificate that says: I’m a really good solicitor. And where do you get those certificates if you are a creative? The awards are all certificates to say: This is a good creative person.«

So designers seem to need awards to prove their value. I can partially agree with that, but still, as she mentioned before, judging design work is always subjective and it depends on the jury if you receive an award or go home without one. Rosie confirms that there is work that wins everywhere and people love it and then there is work where opinions go both ways »[…] depending on the jury you got on the day.«

So to all the great designers out there without an award, don’t give up on it! After years of success in the business, Rosie left AMV BBDO at the end of 2018, to focus on her own projects. Right now she is working on a piece, which wants to change the way people treat the sufferers of Alzheimer’s. »If you are elderly and you’ve forgotten something, or you’re confused, people get really impatient with you. But if it was a child, you would be endlessly kind and reassuring and thoughtful.«

But this isn’t the only way Rosie keeps being a massive changemaker. In her private life, she also helps out whenever possible. As a member of the charity organization Creative Equals, which tries to get more women and more diversity into the workplace, she is currently supporting a student from Birmingham. One big problem in London is finding an affordable place to stay, especially as a student. In this case, Rosie offered her own place to help her stay and be able to study in London.

Right before she tells me this, I asked her if she believes in mentorship or having someone to look up to. »I think so! And I think if you are choosing a mentor, trying to find one, look at work and find out whos work do you really love? And then try and get to see them, and then keep going back to see them […]«

I think this student can be very grateful to have found Rosie as her mentor right there. Rosie herself values having a mentor and people who inspire her like John Hegarty does. For everybody who shows her their work, she can be one as well.
»[…] whenever a student comes and shows me their work I go: ›Come back! I’ll help you work on it.‹«

I think every feedback she can give is full of experience and an open mind.
As I thank her for having us she says: »It’s good fun you see. I think just be aware that you do have fantastic opportunities and it’s great fun, it’s a great fun job!«

Thank you Rosie, it was an absolute pleasure talking to you! We will believe in our power to change something!

written by: Julia Wolf
August 2019

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Rosie Arnold auf dem ADC Festival 2019 in Hamburg

»We have the power to change things from within.«

– Rosie Arnold

Was am Ende wirklich zählt ist, wie sich Menschen in deiner Gegenwart fühlen.
Rosie Arnold hätte es nicht besser machen können. Sie selbst ist eine Löwin im Kreativ-Business und bekannt für ihre Arbeiten im Bereich des Impact Designs. Als ehemalige Präsidentin des D&AD London führte sie den Designpreis The White Pencil im Bereich Impact Design ein. Dieser Preis ehrt jene Arbeiten, die mehr als nur Produkte verkaufen wollen – die Einfluss haben und unsere Welt ein klein bisschen besser machen.

Rosie Arnold auf dem ADC Festival 2019
Rosie Arnold auf dem ADC Festival 2019

Mit mehr als 30 Jahren bei BBH London, unzähligen Kampagnen mit großem Erfolg, Jury und Mentorerfahrung ist Rosie die Powerfrau schlechthin. In ihrer Keynote auf dem ADC Festival spricht sie über einen ihrer berühmtesten Cases während ihrer Zeit bei AMV BBDOder Trash Isles. Eine Kampagne, die ihre Intensionsvorstellungen mehr als übertroffen hat. Durch die Zusammenarbeit mit LADBible und The Plastic Oceans Foundation schuf sie das 196ste Land der Welt. Ein Land, welches durch den Konsum der Menschen kreiert wurde und seither von jeglichen Regierungen ignoriert wurde. Es geht um nichts weniger als acht Millionen Tonnen Plastik, die jedes Jahr in unsere Ozeane geschwemmt werden und im Pazifischen Ozean, nähe der Küste Hawaiis, bereits eine Fläche von der Größe Frankreichs angenommen haben. Um diesen Zustand nicht weiter ungeachtet zu lassen, ergriff Rosie mit ihrem Team die Initiative, was den Stein mehr als nur ins Rollen brachte. Die Aktion erzielte weltweite Aufmerksamkeit und die Unterstützung zahlreicher Menschen, darunter viele prominente Persönlichkeiten. Das Thema Plastik ist ein Thema das uns alle interessieren muss, denn es hat konkrete Konsequenzen für uns und unsere Zukunft. Dieses Interesse ist nur eins der vielen Themen, die Rosie mit ihren Arbeiten stark macht.

Angehende Designer stellen sich vermehrt die Frage nach dem Sinn ihrer Arbeiten.
Viele streben nach mehr, als dem bloßen Erfolg. Sie wollen etwas bewirken, auf etwas aufmerksam machen und Menschen bewegen. Anschließend an ihre Rede frage ich sie nach einem spontanen Interview. Sie lächelt mich an und sagt: »Of course, lets go!« Nicht nur auf der Bühne hat sie eine großartige Energie, als wir Backstage laufen um unser Set zu erreichen, sind die Gänge recht eng und die Treppen aus Stein. Rosie sprintet mit Zack in ihren strahlenden High Heels die Treppen hinauf – ich bin beeindruckt. Wir unterhalten uns kurz und starten dann mit dem Interview.

Mich interessiert vor allem was Rosie über junge, angehende Kreative denkt und wie diese ihre Karriere starten können, während sie gleichzeitig ihre Werte schützen. Sie spricht von ihren Erfahrungen, was ihr in der Werbebranche über die Jahre hinweg aufgefallen ist und wie sie mit konkreten Problemstellungen umgegangen ist.

»I always felt passionately that we have the power to change things from within. […] If I just let advertising go off and do its thing over there, it’s never going to change, so the idea that you always use very slim, beautiful models all the time and that you are maintaining the stereotypes, that’s going to happen unless we passionate believers work from inside.«

»So my message really is: you got an enormous amount of power!«

Als angehende Designerin inspirieren mich ihre Aussagen sehr, dennoch frage ich mich ob sich gerade die neue Generation, zu Beginn ihrer Designer-Karierre, trauen würde einen großen Case abzulehnen, widerspricht dieser deren Grundwerte oder ist moralisch kontrovers.

»Years ago, when I was at BBH, BBH got a company called Monsanto, which was a genetically engineered food source, which I fundamentally disagreed with, and at that time I didn’t want to work on it. So I went to John Hegarty and said: ›I don’t believe in this, I don’t want to work on it.‹ And John was a hard taskmaster. – He is also one of my favorite people on the planet. – And he said: ›Ok, well.‹ He worked out what percentage of income Monsanto gave BBH and he deducted that percentage from my salary. So I had ten percent deducted from my salary, because I wouldn’t work on Monsanto. But, I honored him for that, because actually, you know, he’d always say: ›A principle isn’t a principle, until it costs you something.‹ […] I actually really valued the fact that he gave me that opportunity, rather than forcing me to work on it.«

Nun, während sich einige in der Designbranche wünschen würden mit jemandem wie John Hegarty zu arbeiten, was ist mit jenen, deren Vorgesetzte nicht so souverän reagieren? Sollte man für seine Werte dennoch einstehen, koste es was es wolle?

»Well, it depends on what it is and how strong your values are and I think we are living in a world where people do value ethics. […] I think you have to question yourself, what does it mean to you? Yes, I am starting out, but how passionately do
I feel about this?«

Ich denke diesen Rat können wir uns sehr gut zu Herzen nehmen. Rosie selbst kam durch ihre Liebe zu Ideen in die Werbebranche. Sie wollte nie nur ein Spezialgebiet des Designs bedienen, sodass die Kombination aus mehreren Designdisziplinen und Ideen in der Werbung, ihr Herz höher schlagen ließ. »I couldn’t believe there is a job that existed that was about design and ideas – oh my god –, it was like heaven.«

Zu Zeiten der 80er war es durchaus schwierig für Frauen in der Branche Fuß zu fassen. Rosie erzählt von weiblicher Unterstützung und wie sie ihre Arbeiten durchaus, dem Geschmack der männlich dominierten Designerwelt, anpassen musste.

»[…] you get into a brief, you create an idea and then you show it to your creative director, who guess what, 95% of creative directors are men and they’re gonna have to like your work to buy it. And then it is going to be presented to a client, who guess what, are all men. And then if you’re gonna make it, you’re gonna make it with a director and photographer, who guess what, are all men. And then if you’re gonna get your career to move on, you need to win awards, and so who are on the jury? Oh, all men. And then I look back over the last 15 years about what the big winners are and it’s changing I’m glad to say, but in the past, particularly my generation, it was football, cars, technology, beer, things that really appeal to guys, […]. And I was lucky, because I worked at Lynx or Axe, which was a big, sexist brand. And I ran that, and I won lots of awards on it, because male juries were voting on it.«

Während auf dem ADC Festival dutzende von Nägeln vergeben werden, so gehen einige Designer doch auch leer aus. Was mich interessiert ist, wie Rosie zu Designpreisen steht und was ihr Ratschlag für diejenigen ist, die noch keinen Award abgeräumt haben. Sind sie denn wirklich so wichtig um sich in der Branche einen Namen zu machen?

»Yeah they do. I’m sorry to say it, but they do. Because […] if you think about it. If you are gonna go to a solicitor […] you need to get some recognition that they do their job well. So, they need to have a certificate that says: I’m a really good solicitor. And where do you get those certificates if you are a creative? The awards are all certificates to say: This is a good creative person.«

Designer brauchen also Preise, um bestätigen zu können, dass sie gute Arbeit leisten. Teilweise kann ich dem zustimmen, dennoch haben wir aus vorherigen Beispielen deutlich gesehen, wie subjektiv die Bewertung der Arbeiten doch ist. Auch das kann Rosie bestätigen. Ihrer Meinung nach gibt es Arbeiten, die überall Anerkennung genießen und jene, die eben manchen gefallen und manchen nicht »[…] depending on the jury you got on the day.«

Nach jahrelangem Erfolg in der Werbebranche verließ Rosie AMV BBDO, zu Ende 2018, um sich ihren eigenen Projekten voll und ganz zu widmen. Momentan arbeitet sie an einem Clip, der den Blickwinkel auf die Art und Weise, wie Menschen mit Altzheimer Patienten umgehen, verändern soll. »If you are elderly and you’ve forgotten something, or you’re confused, people get really impatient with you. But if it was a child, you would be endlessly kind and reassuring and thoughtful.«

Aber nicht nur mit solch großartigen Projekten ist Rosie weiterhin eine Changemakerin, auch im privaten Leben hilft sie wo sie nur kann. Als Mitglied der Charity Organisation Creative Equals, welche sich für mehr Diversität und eine höhere Frauenquote in der Kreativwelt einsetzt, unterstützt Rosie aktuell eine Studentin aus Birmingham. Da Unterkünfte in London, gerade für Studenten, so gut wie nicht bezahlbar sind und Rosie in London lebt, bot sie in diesem Fall ihre privaten vier Wände zur Unterstützung an.

Ein paar Minuten bevor sie mir das erzählt, frage ich sie, ob sie Mentoren und Menschen zu denen man aufschauen kann als wichtig empfindet. »I think so! And I think if you are choosing a mentor, trying to find one, look at work and find out whos work do you really love? And then try and get to see them, and then keep going back to see them […]«

Ich denke hier hatte jemand großes Glück, Rosie als direkten Mentor zu gewinnen. Sie selbst setzt viel auf Menschen, die sie inspirieren und unterstützen und verkörpert diese Rolle ebenfalls für jeden, der ihr Arbeiten zeigen möchte. »[…] whenever a student comes and shows me their work I go: ›Come back! I’ll help you work on it.‹«

Ich denke jedes Feedback von ihr ist mehr als hilfreich und fußt auf jahrelanger
Erfahrung und Weitsichtigkeit. Dankbar verabschiede ich mich von Rosie, wobei sie
nochmals betont: »It’s good fun you see. I think just be aware that you do have fantastic opportunities and it’s great fun, it’s a great fun job!«

Thank you Rosie, it was an absolute pleasure talking to you! We will believe in our power to change something!

Verfasst von: Julia Wolf
August 2019

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Marcus John Henry Brown auf dem ADC Festival 2019

High-Class Performance Künstler beschreibt Dystopie von morgen.

– Marcus John Henry Brown auf dem ADC Festival 2019 in Hamburg

Bei der Vorrecherche über das ADC Festival Programm, stolperte ich über die Live Performance von Marcus John Henry Brown. Ein beigefügtes Video zeigte The Passing, den ersten Teil seiner polarisierenden Trilogie. Leicht verstört und dennoch beeindruckt, war ich mir sicher: seine Keynote darf ich nicht verpassen! Und so schleifte ich unser Netzreporter Team am Freitag, den 24.05.2019, um 10:00 Uhr in den Keynote Saal. Nicht zu viel versprochen – die Darbietung war spektakulär, spannend, gruselig und brachte, wie geplant, die grauen Zellen zum Nachdenken.

Marcus kommt ursprünglich aus der Werbebranche und hat nach eigenen Aussagen schon alles Erdenkliche »mitgemacht«, was man in dem Business mitmachen kann. Mit seiner künstlerisch-wissenschaftlichen Darstellung, möchte er den Blick auf die Beziehung und die Einflüsse von Technologie, Kultur und Komerz auf die Gesellschaft schärfen, kritisch hinterfragen und Menschen zum Diskutieren anregen. Da er sich selbst im Business verloren hatte, suchte er nach einem anderen Karriereweg, vom Werber zurück zum Künstler, direkt auf die Bühne und in die Köpfe des Publikums.

Die Zukunft, die er uns hier ausmalt, taucht in eine nicht ganz so rosige Welt ein. Technologie übernimmt die Oberhand, der Mensch lässt sich in ein System drängen, in welchem nur die Besten und am härtesten Arbeitenden überleben. Alle anderen werden aussortiert und quasi ausgelöscht. Wer nicht liefert, der ist nichts wert. Wer widerum liefert, wird belohnt. Und so unrealistisch es zunächst klingt, so kann jeder, der sich mit aktuellsten Entwicklungen und Neuerungen der Technologie beschäftigt, dennoch Parallelen zur Realität ziehen. Spätestens als Marcus alias Johnson eine Pille namens RACHEL zu sich nimmt und kurz danach unter einem neurologischen Schock leidet und schließlich vom System ausradiert wird, ist die Stimmung am Höhepunkt der Ernsthaftigkeit angelangt. RACHEL ist Ausgangspunkt der Trilogie und steht für »Realtime Algorithmic Chemical Enhancement Lady«. Sie ist das Produkt einer Zukunft, die Marcus in seinen Performances erschaffen hat und die möglicherweise durchaus dunkles Potential besitzt. Diese Zukunft besteht aus machtgierigen Beamten, die gemeinsam mit Marketingleuten an der Spitze stehen und alle anderen durch einen Algorithmus kontrollieren.

Ein Zitat aus einem Interview 2017:

» Häufig saß ich […] in Konferenzen wie der Dmexco und hörte unfassbar cleveren Leuten zu. Wie sie über die Zukunft der Kommunikation, des Marketings und der Wirtschaft insgesamt sprachen. Ich grübelte darüber nach, wie das alles für Leute außerhalb der Kommunikationsbranche klingen musste, für „normale” Leute, also diejenigen, die wir als Konsumenten oder Zielgruppe bezeichnen. Meine Befürchtung ist, dass sie entsetzt wären und glauben würden, wir seien alle verrückt, enorm böse oder beides. «

Verfasst von: Julia Wolf
August 2019

Quelle: https://clutch.frauwenk.de/ein-algorithmus-uns-alle-zu-kontrollieren
Autor: Clutch-Redaktion
Datum: 30. August 2017

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„Dictators are afraid of change“ – Pussy Riot member Maria Alyokhina on her life, freedom and creative resistance

In an exclusive interview with Maria Alyokhina, we had the chance to inquire more about her take on activism, creativity, fear and freedom. While promoting Hermann Vaske’s new movie, “Why Are We Creative?”, at the Art Directors Club – Festival 2019 in Hamburg, Maria Alyokhina, or, as she is more famously known, “Masha” from Pussy Riot, sat down to reflect upon her experiences as a political activist and member of the Russian punk rock band Pussy Riot.

hFMA Netzreporter (nr): You’re visiting Germany at quite an eventful time -here-. Students are taking on to the streets to protest against climate change and also raise awareness for, you know, matters and issues that just really resonate with young people. What would you say to young protesters, to young people who are, you know, being active in the political field? What do you encourage them to do? Especially, when they face criticism for their action? 

Pussy Riot Activist Maria Alyokhina at ADC Festival, May 2019

Maria Alyokhina (MA): If you face criticism – you can of course listen to it but it shouldn’t stop you I believe. If you believe in your truth, of course, you should fight for it and it’s I think it’s relevant both for young activists or for any age activists. I think we shouldn’t -be- afraid to go to unknown fields and unknown topics to speak first about things and just do it.

Pussy Riot Activist Maria Alyokhina at ADC Festival, May 2019

nr: While you were in prison you got so much support from all over the world. Now, especially that you raise awareness for the colleague of yours, who is in prison as well right now and that you want to raise awareness for, how important was it for you that, while being in prison, you actually had the support from people all over the world who did not forget your name?

MA: Well it’s of course it’s important to speak about political prisoners and I felt on myself that it really works because it gives you a physical protection – at least they will not kill you. But you know Russian prison it’s like modern gulag. So you are totally isolated, it’s not like you’re, you know, swimming on the world’s attention. You have to work for like 12 hours, six days a week in police uniform – in uniform for Russian army without any salary. So that has helped me to remember that it doesn’t matter in which conditions you are. You can keep your internal freedom and you can fight even if everything is against you. Fight! So probably this example can be useful for somebody.

nr: -Very brave indeed- Would you say that all dictators are afraid of creativity? Are all dictators afraid of young people, in particular, voicing their anger and their frustration?

MA: Well those people whom you called dictators they are afraid of change, of course. Because if there will be a change, there will be no dictators. So again, we are all responsible in which world we are living and we all can create this world. I mean this is important not just to say these words but to show the example how it is. So that’s why speaking with you.

nr: Now, looking back at your life, and in particular now that you have a child on your own, would you do the same things too now? Would you write in the same way? Would you be as present in this protest as you were given that you had to fear an actually face physical violence – that you had to fear prison terms on your own?

MA: I didn’t have fear and I still don’t have fear. And yes, I have a son, tomorrow is his birthday; he will be 12 (laughs). So, I don’t have any regrets. I think what we do we do for our children. I mean, my parents didn’t have an answer for me. They weren’t protesting against, you know, a Soviet regime when people went to prison because of a single demonstration, for printing underground books and you know when my son will grow up I will have this answer – and I hope this answer will be okay.

nr: May I just thank you and спасибо (spaseeba) for your bravery. Thank you!

The interview was conducted by hFMA Netzreporter Maurice Daniel Göbel in May 2019. 

 
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Es regnet Nägel beim ADC am Kampnagel

Das ADC Festival in Hamburg hat auch 2019 wieder den Gewinnern aus der Kommunikations- und Designbranche den Grand Prix in Gold, Silber und Bronze verliehen.

Grand Prix Gold für DDB Group Germany mit “The Uncensored Playlist” im Auftrag von Reporter ohne Grenzen e.V in der Kategorie Film & Ton.

Die Gewinner der Award Show können sich wie schon im Jahr zuvor über eine gesondert gewürdigte Auszeichnung, den Grand Prix, freuen. Insgesamt vergaben die 27 ADC Jurys 47 Gold-, 104 Silber- und 180 Bronzenägel. 405 Jurymitglieder diskutierten zwei Tage lang angeregt unter der Leitung von Mirko Borsche (Hauptwettbewerb) und Ilona Klück (Junior Award), um die besten Einsendungen zu ermitteln und mit wertvollen Metall zu veredeln.

Eine Besonderheit in diesem Jahr ist unter anderem die Vergabe einer fünf-jährigen Jury Gastmitgliedschaft an die Gewinner der goldenen Nägel des ADC Junior Awards. Von nun an als Talent ADC bekannt, soll jungen Kreativen und ihrer Arbeit noch einmal gesondert Rechnung getragen werden. Davon erhofft man sich laut Aussagen des ADCs ebenfalls eine Verjüngung des Wettbewerbs und bessere Eingliederung in die Jury-Arbeit des ADC.

Als Gewinner des Grand Prix konnten folgende Agenturen überzeugen:

Interactive Media Foundation & Artificial Rome mit “100 Bauhaus – Das totale Tanz Theater” für Interactive Media Foundation in der Kategorie Digital.

Atelier Brückner mit “The Macallan ‘Visitor Experience’” für The Edrington Group in der Kategorie Event und Kommunikation im Raum.

Weitere Berichte und Meldungen über die Gewinner des ADC Festivals folgen ebenso auf unserer Webseite wie Hintergrundberichte und Interviews mit Keynote-Speakern.

Grand Prix Bild & Ton für THE UNCENSORED PLAYLIST im Auftrag von Reporter ohne Grenzen e.V., Agentur DDB Group Germany.

Tänzerin umgeben von Ringen. Grand Prix Digital für 100 Jahre Bauhaus
Grand Prix Digital für 100 Jahre Bauhaus „Das Totale Tanz Theater“ im Auftrag von Interactive Media Foundation, Agentur Interactive Media Foundation, Artificial Rome

 

THE MACALLAN Gebäude
Grand Prix Event und Kommunikation im Raum für THE MACALLAN „VISITOR EXPERIENCE“ im Auftrag von The Edrington Group, Agentur Atelier Brückner
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Die schönsten Netzreporter-Momente von der 17. Marburger Kamerapreis-Verleihung 2017

 

Große Gefühle: Der italienische Lichtbildkünstler und neue Marburger Kamerapreis-Gewinner Luca Bigazzi küsst seine Liebe.

Absolut außergewöhnlich.

0403_Preisverleihung (3).jpgGroßes Kino: In der Alten Aula der Philipps-Universität haben sich zahlreich die Gäste versammelt.

Auch wenn die Zahl 17 in Italien als Unglückszahl gilt: Luca Bigazzi freute sich am Samstagabend sehr über die Auszeichnung des 17. Marburger Kamerapreis. Als erster Italiener überhaupt gewann dieser Italiener diesen renommierten Preis für „seine herausragende Bildgestaltung im Film“.

Bigazzi beherrsche eine breite Palette an visuellen Ausdrucksformen meisterhaft, sagte Dr. Friedhelm Nonne, Kanzler der Philipps-Universität bei der feierlichen Urkundenverlesung. „Damit ist er selbst zu einem prägenden Akteur der Europäischen Filmgeschichte geworden, der in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle der Herausbildung und Weiterentwicklung einer digitalen Bildsprache spielen wird“, so Nonne weiter.

0403_Preisverleihung (2).jpgUniversitäts-Präsidentin der Philipps-Universität Professor Dr. Katharina Krause bei der Begrüßung der Gäste und Würdigung des Preisträgers.

Zu dem „vielleicht spektakulärsten Event zwischen Stadt, Universität und vielen Sponsoren“ begrüßte Prof. Dr. Katharina Krause, Präsidentin der Philipps Universität, den Preisträger Luca Bigazzi, Oberbürgermeister Dr. Thomas Spieß sowie zahlreiche Gäste am Samstagabend in der Alten Aula der Universität Marburg. „Endlich wird mit Luca Bigazzi ein italienischer Bildgestalter ausgezeichnet“, so die Präsidentin, „Luca Bigazzi ist nicht nur ein Meister der Raumdurchmessung und Gestaltung, sondern auch des Kreierens von Räumen mit dem zentralen Gestaltungsmitteln der Kameraleute, dem Licht.“

Humorvolle Laudatio von Bigazzis Jugendfreund Soldini

„Ich habe sehr viel Glück gehabt, aber meine Geschichte besagt auch, dass man alleine nirgendwo hingelangt. In unserer Gesellschaft ist es häufig so, dass man alleine vor sich hinarbeitet, dass man sich trennt und auseinandergeht, und deshalb ist es für die jungen Filmemacher wichtiger denn je zu wissen, dass man mit Gesellschaften zusammenarbeiten kann und dass dieses sehr viel weiterführt.

Luca Bigazzi bednkt sich.jpgLuca Bigazzi spricht bei seiner Dankesrede auch wertvolle Worte an den Filmnachwuchs.

Man muss über das Einzelgängertum hinauskommen, man muss sich bemühen weiterzukommen und mit anderen zusammenzuarbeiten und nur dann kann wirklich etwas bewirken“, sagt Bigazzi. Immer wieder bezieht er sich auf die Arbeit mit einem seiner besten Freunde Silvio Soldini, mit dem er seinen ersten Film überhaupt drehte. So konnte es gar nicht anders sein, als dass Soldini die Laudatio für Bigazzi hielt und tiefe Einblicke in die lange Freundschaft der beiden gewähren ließ.

Die Anfänge waren „Independent-Filme im wahrsten Sinne des Wortes“

Er erzählt humorvoll, wie die beiden sich auf dem Gymnasium kennenlernten, wie Bigazzi mit ihm in New York den ersten Film drehte, und wie die Freundschaft zwischen ihnen immer enger wurde. Ihre Zusammenarbeit setzten die beiden später auch in Mailand fort, erst ohne Geld. Die meisten Filme drehten die beiden nachts, denn tagsüber mussten sie ihren Jobs nachgehen.

marburger kamerapreise verleihung impression 02.jpgLuca Bigazzi (links) mit seinem langjährigen Freund und Laudator Silvio Soldini.

„Das waren Independent-Filme im wahrsten Sinne des Wortes. Wir waren unabhängig von allem und jedem und konnten völlig frei handeln“, sagt Soldini, „wir haben uns alle Zeit der Welt genommen , denn Zeit gab es in Hülle und Fülle. Und genau diese Zeit war es, die uns so viel beigebracht hat. Das war für mich wie ein zweites Mal zur Schule zu gehen.“

An eine Lehrstunde erinnert sich Soldini besonders: „Wenn es etwas gab, was wir absolut nicht ertragen konnten, dann waren es Filme, in denen sichtbar war, dass das Licht künstlich hinzugefügt wurde. Wir sorgten dafür, dass man solche Dinge nicht sah. Und bei einem Mal sah man sogar gar nichts.“

Luca Bigazzis „Fehler“

Wenn Luca einen Fehler habe, dann den, dass er nicht einen Monat nichts tun kann, sagt Soldini. „Ich habe noch nie einen bildgestaltenden Kameramann getroffen, der sich mit so einer Hingabe seiner Arbeit widmet“, schwärmt Soldini, „ich bin ihm dankbar, dass ich ihn auf meinem Weg getroffen habe. Denn sein Enthusiasmus, sein Geschmack und seine Bildkultur ist außerhalb dessen, was gewöhnlich wäre, absolut außergewöhnlich. Gleiches gilt für seine Zähigkeit und Fähigkeit alle auf das gleiche Ziel hin zu lenken. … Ich bin stolz auf ihn und den Weg, den er beschritten hat.“

Überreicht wurde die Urkunde von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spieß, Kulturdezernentin Dr. Kerstin Weinbach und Dr. Jürgen Kasten, Geschäftsführer der VG Bild-Kunst.

Die Zeremonie wurde musikalisch begleitet von den Jazzrobots.

Text: Lisa Klein

 

Weitere Highlights von der 17. Marburger Kamerapreisverleihung 2017:

0403_Preisverleihung (4).jpgSpiritus Rector des 17. Marburger Kamerapreises 2017 Professor Dr. Malte Hagener bei der Vorstellung des Laudators Silvio Soldini (Regisseur und langjähriger Weggefährte von Luca Bigazzi).

marburger kamerapreise verleihung impression 01.jpgDas obligatorische Abschlussfoto von der 17. Marburger Kamerapreisverleihung 2017.

hFMA Netzreporterteam:
Flora Balestra, Jiyeon Cha, Lisa Klein, Rüdiger Pichler (Gesamtleitung)

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Luca Bigazzi freut sich über den Marburger Kamerapreis 2017, eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Filmkunstschaffende in Europa.

0403_Preisverleihung (3).jpgGroßes Kino in der Alten Aula der Marburger Philipps-Universität.

JKasten.jpgHier der gesamte Wortlaut der Urkunde, verlesen von Dr. Friedhelm Nonne, Kanzler der Philipps-Universität Marburg:

„Die Stadt Marburg und die Philipps-Universität verleihen den Marburger Kamerapreis 2017 als Auszeichnung für herausragende Bildgestaltung im Film an Luca Bigazzi.

Luca Bigazzi beherrscht eine breite Palette an visuellen Ausdrucksformen meisterhaft. Der Umgang mit dem natürlichen Licht gelingt ihm ebenso spielerisch wie das Kreieren künstlicher Räume mittels sorgsam im Bild positionierter Lichtquellen. Sein umfassendes Bewegungsrepertoire reicht vom schroffen Einsatz der Handkamera bis hin zu aufwendig choreographierten Kamerafahrten von großer Eleganz. Aus der Spannung zwischen weiten Einstellungen und Großaufnahmen, die er gleichermaßen akribisch komponiert, ziehen seine Filme ihre visuelle Kraft.

Bigazzis Bildgestaltung ist fest in der Geschichte des Italienischen Kinos verankert ohne sich damit zu begnügen vergangene Stilepochen zu zitieren oder gar in ihnen zu schwelgen. Vielmehr aktualisiert er die vielfältige Tradition des italienischen Films und agiert mit seiner Experimentierfreudigkeit und seinem Interesse an technischen Neuerungen als Vorreiter des digitalen Kinos. Damit ist er selbst zu einem prägenden Akteur der Europäischen Filmgeschichte geworden, der in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle der Herausbildung und Weiterentwicklung einer digitalen Bildsprache spielen wird.

Marburg, 4. März 2017.

Unterzeichnet von Dr. Thomas Spieß, dem Oberbürgermeister der Universitätsstadt Marburg und Professor Dr. Katharina Krause, Präsidentin der Philipps-Universität.“

Bewegender Moment in bewegten Bildern: Verlesung und Überreichung der Preisträger-Urkunde, Marburger Kamerapreis 2017.

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hFMA Netzreporterteam:
Flora Balestra, Jiyeon Cha, Lisa Klein, Tjorven Laubner, Rüdiger Pichler (Gesamtleitung)

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Exklusiv – das Netzreporter-Interview mit dem Marburger Kamerapreisträger 2017

Luca Bigazzi über Erfolg, das Glück des Filmemachens, das Unglück des persönlichen Stils, die Bedeutung des deutschen Films, den Unsinn von Schulen sowie Tipps für den Filmnachwuchs im 21. Jahrhundert.

„Ich bin froh diesem Beruf machen zu dürfen und denke, dass ich viel Glück hatte bisher. Als ein kompletter Autodidakt musste nie als Kameramannassistent oder als Kameramann für jedmand anderes arbeiten. Ich hatte das Glück, mit 23 meinen ersten Film als Chefkameramann drehen zu dürfen. Ich kann mich wirklich nicht beschweren.“

„Ich glaube nicht, dass ich eine persönlichen Stil habe. Es gibt nichts, was ich bevorzuge oder was ich nicht mag. Ich mache einfach, was der Film von mir verlangt. Wenn jemand also zu mir sagt, dass er meinen Stil erkannt hat, dann ist das schmerzhaft für mich. Dann habe ich das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Ich möchte keinen persönlichen Stil haben.“

„Manchmal glaube ich, dass der Zuschauer dem Chefkameramann eine wichtigere Rolle gibt, als er in Wirklichkeit hat. Die Regisseure legen ja die Einstellung und den allgemeinen Ton des Films fest. Wir führen das nur aus.“

„Wenn ich eine gute Eigenschaft an mir selbst nennen muss, ist es, dass ich schnell bin. Die Geschwindigkeit dient dem Reichtum des Films. Denn je mehr Zeit ich beim Setzen des Lichts oder beim Einstellen von elegantem Licht verliere, desto mehr Zeit nehme ich dem Film seinen Einstellungen und den Schauspielern weg. “

„Ich habe ein gewisses Misstrauen gegenüber Schulen, nicht der Schule allgemein, sondern nur den technischen Schulen gegenüber. Ich zweifle daran, dass das filmische, technische Wissen in einer Schule vermittelt werden kann. Die filmische Technik, und das gilt nicht nur für Kameramänner, ist eine kontinuierliche Entwicklung.“

„Das Lernen von jemand anderem, der mehr Erfahrung hat und älter ist, bringt oft eher Rückschritte mit sich. Denn wenn ich jemandem meine Arbeit erkläre, laufe ich Gefahr, ihm veraltet Dinge zu sagen, weil mein Wissen in der Vergangenheit verankert ist, in der es noch die Filmrolle und so weiter gab. Jetzt, wo es die Filmrolle nicht mehr gibt, muss man diesen Beruf wieder neu erfinden auf der Basis von Beleuchtung und Einstellung. Ich vermisse die Filmrolle übrigens nicht. Deswegen ist es für die, die diesem Beruf ausüben möchten am wichtigsten, diese Arbeit einfach zu machen.“

„Junge Menschen sollen mit anderen jungen Menschen zusammenarbeiten, eine Filmgruppe gründen und Filme drehen. Das ist die beste Schule. Dank der Digitalisierung ist alles viel einfacher als früher, es kostet weniger, ist vielseitiger und anpassungsfähiger.“

„Ich mache diesen Beruf dank des deutschen Kinos. In den 70er, 80er-Jahren, als ich erst als begeisterter Kinogänger und später als junger Filmemacher angefangen habe, liebte ich das deutsche Kino. In diesen Jahren hat uns das neue deutsche Kino von Wenders, Herzog und Fassbinder und andere gelehrt, dass man Filme machen kann, die die Realität beschreiben. Es war ein poetisches Kino, aber gleichzeitig realitätsnah.
Es konnte über die Gesellschaft reden und gleichzeitig politische Aspekte reinbringen. Meine Leidenschaft für das deutsche Kino hat mich dazu gebracht, diesen Beruf aufzunehmen. Deswegen muss ich mich bei Deutschland bedanken.“

hFMA Netzreporterteam: Flora Balestra, Jiyeon Cha, Lisa Klein, Tjorven Lauber, Rüdiger Pichler

 

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Die Hessen Talents auf der Berlinale

Anne Frank, Paradiesvögel, YouTube-Schmink-Channels, Kassel und Ghana. Unterschiedlicher könnten die Themen der 13 Kurzfilme der Hessen Talents nicht sein. Jeder der Kurzfilme hat seine eigene Geschichte und Message – Wir haben mit einigen der Nachwuchsfilmemacher der hFMA gesprochen.

Voice Over: Laura Böhner
Interview: Gentjana
Schnitt & Ton: Laura Böhner, Sahel Schäfer
Kamera: Lisa Klein, Sahel Schäfer
Organisation: Janina Schwalb

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Ins Netz gegangen! Die Netzreporter auf dem Hessenempfang 2017

Als frischgebackene Netzreporter-Moderatoren auf dem Hessenempfang 2017 im Rahmen der Berlinale 2017, blicken wir (Tjorven & Nils) nach einem anstrengenden und spannenden Tag voller neuer Erfahrungen bei einem guten Wein zurück und lassen die letzten Stunden noch einmal Revue passieren.

T: Wie hast du dich eigentlich gefühlt, als wir erfahren haben, wer bei dem Hessenempfang auf der Gästeliste steht?

N: Wie hab ich mich gefühlt? Irgendwie schwierig zu sagen. (überlegt) Auf der einen Seite aufgeregt, auf der anderen Seite extrem neugierig, wie der Tag so abläuft und wie die Interviews werden. Und natürlich, wen wir überhaupt für ein Interview kriegen…

T: Das stimmt. Aber wir wussten ja vorher zumindest, dass wir auf jeden Fall mit dem hessischen Minister für Kunst und Kultur Boris Rhein sprechen dürfen. Ich finde, das haben wir beide ziemlich gut gemeistert zusammen, oder?

N: Definitiv! Generell hatten wir eine angenehme Interviewatmosphäre. Wir hatten ein kleines, aber feines Netzreporterstudio und das Team war super eingespielt. Das hat vieles einfacher gemacht, wenn man weiß, dass man sich auf alle verlassen kann.

 T: Auf jeden Fall! Man hat gemerkt, dass sich unsere Gäste wohl bei uns gefühlt haben und das hat uns im Gegenzug auch noch mal von Interview zu Interview gestärkt. Auch wenn ich es immer noch Schade finde, dass wir Armin Rohde verpasst haben.

N: Annette Frier nicht zu vergessen!

 T: (lacht) Stimmt.

N: Dafür ist den beiden aber auch ein wunderschönes Foto als Andenken mit uns verwehrt geblieben.

T: Nichtsdestotrotz sind uns einige interessante Persönlichkeiten ins „Netz“ gegangen.

N: (lacht) Sehr sympathisch war ja das Gespräch mit Nachwuchsschauspielerin Letizia Bohl, für sie war es das erste Interview in ihrer Karriere. Sie hat das aber souverän gemeistert.

T: Du aber auch! Soweit ich weiß, war das quasi dein erstes Mal…

 N: (verschluckt sich an seinem Wein) Naja fast. Ich hab das schon ein, zwei Mal in kleinerem Rahmen gemacht.

 T: Selbst mit Interview-Vorerfahrung konnte man noch einiges dazu lernen. Mir hat das alles mal wieder vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich vorzubereiten.

 N: Aber gleichzeitig sollte man spontan genug sein, um im Interview jederzeit genauer nachzuhaken.

 T: Wenn ich dir morgen früh eine WhatsApp schicken würde, weil wir als Reporter bei den Oscars moderieren und interviewen sollen, würdest du ja sagen?

 N: Na klar! Und wenn es nur eine Eröffnung von einem Möbelhaus in Buxtehude wäre.

 T&N: (stoßen mit ihren Weingläsern an)

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WANTED: Netzreporter Einwegkameras nun schon 5 Tage vermisst!

WANTED

WANTED

Von der Verzweiflung, die sich langsam einschleicht
Nachdem unsere Kameras für einigen Wirbel auf dem roten Teppich der „Place to B“ Party gesorgt und es tatsächlich hinter die Türen geschafft haben, müssen wir mit Entrüstung feststellen, dass sie immer noch verschwunden sind oder gar eingesteckt wurden! Ist der Inhalt derart interessant, besorgniserregend oder gar peinlich? Die Wahrheit ist, das Vertrauen zu den geladenen Gästen ist erschüttert. Unsere verliehenen Kameras wurden mit Freude entgegen genommen, haben aber ihren Weg bisher nicht zu ihrem ursprünglichen Besitzer zurück gefunden. Im Restaurant Borchardt selbst riefen wir täglich an und man versicherte uns, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die verschwundenen Gegenstände zu finden. Sie schrieben eine Rundmail…
An dieser Stelle ein Aufruf an alle wachsamen Bürger und Bürgerinnen: Bitte melden sie sich beim hFMA Netzreporter Team über die sozialen Medien oder per Email, wenn sie eine Einwegkamera mit folgenden Merkmalen gesehen haben: Größe: 11x3x5 cm, Farbe: dunkelblau/schwarz, Besonderheit: türkises hFMA Netzreporter-Logo. Kontakt: hfmanetzreporter@hfmakademie.de. Die Telefon-Hotline ist 24/7 geöffnet.
Lies hier die ganze Geschichte zur Aktion Promijagd
Beitrag von Verana Mans
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Filmkritiken von Rekvijem za gospodju J. – Requiem for Mrs. J, Wilde Maus & Berlin Syndrome

Zwischen all den Veranstaltungen, waren die hFMA-Netzreporter auch auf unterschiedlichen Filmvorführungen. Hier ein Auszug einiger Filme mit einer kurzen Review von Nils Bilse

Rekvijem za gospodju J. – Requiem for Mrs. J

Zwischen WOW! und AU!

Die zweifache Mutter Jelena will sterben. Eine Woche Zeit bleibt ihr um alles darauf vorzubereiten. Doch als so einfach stellt es sich nicht heraus. Als Fundament für das Geschehen erweist sich die zerissene Nation Serbien. Starke schauspielerische Leistung präsentiert die Hauptrolle Mirjana Karanovic als verlorenes Mutterwesen welche in Trauer um ihren verstorbenen Mann entscheiden muss wie es mit ihrer Familie weitergeht. Sie eröffnet dem Zuschauer eine höchst emotinale Ebene. Teschnisch funktionierten die Szenerien nicht immer. Der Film versucht auf eine gewisse Art und Weise abstrakt zu sein, was ebenfalls nicht immer korrekt umgesetzt worden ist. Ein Film der die Gesellschaft Serbiens thematisiert und in eine stark dramatische Familiensituation darstellt, aber trotzdem die Kunst des schwarzen Humors miteinbezieht.

–> Schwierig, tiefgründig und sozialkritisch ist unser Netzreporter Fazit.

Wilde Maus

Versagensangst und Lebenskriese vom Feinsten

„Der war echt gut!“. Eine Kulturkomödie die sowohl als Geschichte sowie auf Bildebene stark überzeugt hat. Angefangen bei einem sehr überzeugenden Hauptdarsteller, dessen zerissenes Wesen von Beginn des Films an den Zuschauer packt. Als Georg spielt Josef Harder einen scheiternden Musikkritiker der plötzlich gefeuert wird. Parallel dazu seine jüngere Frau, die ihn stets penetrant mit ihrem Kinderwunsch konfrontiert. Im Geheimen sinnt Georg auf Rache an seinem ehemaligen Arbeitgeber. Von Anfangs kleinen Beschädigungen, über Prügelein bis zum Waffeneinsatz. Er freundet sich mit einem ehemaligen Mitschüler an, mit dem er eine alte Achterbahn wiederaufbaut, die berühmte „Wilde Maus“. Mit viel Charme, Liebe zum Detail und Witz im Ernsten überrascht „Wilde Maus“ uns alle. Der Film enthält eine perfekte Balance zwischen Drama und Komödie. Nah am Leben und super lustig. 103 Minuten beste Unterhaltung.

–> Ein Muss für alle – meint das Netzreporterteam.

Berlin Syndrome

Viel Tam-Tam um Nichts

„Wow, das war nichts!“. Am 16.02.2017 saßen wir im großen, ausverkauften Kino am Alex, mit hohen Erwartungen und erlebten die pure Enttäuschung. „Berlin Syndrome“ der Psycho-Thriller von Cate Shortland überzeugte uns auf keiner Ebene. Eine australische Backpackerin reist durch Berlin und begegnet zufällig einem Englischlehrer, welche kurz darauf eine fatale Affäre miteinander anfangen. Nach einigen Tagen und immer mehr verwunderlichen Ereignissen verwandelt sich die Beziehung zum Horrortrip.
Gedankengänge wurden nicht zu Ende gedacht. Regiefehler. Generell ziert der Film sich unübersehbar mit bekannten Filmzitaten. Die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller zeichnet sich ebenfalls nicht durch Brillianz aus, wobei die Hauptdarstellerin zu Beginn des Film vielversprechend beginnt. Das Ende des Films kam zu einfach und teilweise wird nicht einmal Spannung aufgebaut. Vorallem aber auch das Thema des Films ist ein typischer Thrillerszenario. Schwierige Schnitte und ein einfacher Bildaufbau lassen den Zuschauer kaum Beziehung zur Geschichte aufbauen. Berlin als Kulisse und darin den Versuch das bekannte „Stockholm-Syndom“ neu zu interpretieren divergiert miteinander.

–> Hart fällt das Urteil des Teams aus. Der Film: leider enttäuschend.

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Was sonst noch so geschah… Geschichten über Promis und andere Menschen

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Teil 1, So. 12.02.17

*** Richard Gere: unerreichbar, Emilia Schüle: unterkühlt, Axel Stein: unschlüssig ABER vier(!) Netzreporter-Einwegkameras unterwegs ***

Vom Versuch, die Prominenz zu erreichen

Seit vier Tagen bin ich nun mit den Netzreportern auf der Berlinale unterwegs. Naja, unterwegs ist etwas zu viel gesagt, bisher haben wir uns fast nur in und um unser Apartment bewegt (was nicht schwer ist mit Matrix, Watergate, dem berühmten Burgermeister und … Lidl um die Ecke). Wir haben viel gefilmt, lange geschnitten und abends die Clubs gerockt.

Doch als ich heute vom Social Media Team interviewt wurde und sie mich nach meinem bisherigen Highlight auf der Berlinale gefragt haben, waren es nicht die krassen Partys, die mir sofort eingefallen sind, sondern folgendes Erlebnis:
Mit einem Rucksack voller Einwegkameras, denen wir vorher einen Netzreporter Look verpasst und sie mit unseren Logos beklebt haben, haben wir die Aftershow Promi Party “Place to B” im Borchardt angesteuert. Nachdem wir, dem kalten Ostwind ausgesetzt, erst einmal minutenlang in die falsche Richtung gelaufen sind (Vorsicht: Friedrichstraße ungleich Französische Straße), haben wir endlich den roten Teppich erreicht. Mit allem Drum und Dran: Schicke Autos, highest High Heels, Blitzlichtgewitter, Journalisten, einem Pferd und natürlich den Stars. Das mit dem Pferd ist kein Witz, eine sehr leicht bekleidete und mit Sicherheit nur durch die Wärme des Tieres später noch zeugungsfähige Emilia Schüle (Rock It!, Freche Mädchen) ist so durch die Pforten des “Nobelrestaurants” geschritten.* Eine unserer Kameras wollte sie leider nicht nehmen. Auch Richard Gere war außer Reichweite und nur für zwei Sekunden auf dem Weg vom Auto in die Hintertür zu sehen. Doch nach dem etwas zähen Anlauf ist die Aktion so richtig in Fahrt gekommen…
Zunächst haben wir die Gäste direkt am Eingang abgefangen. Ein uns unbekannter, aber viel fotografierter, also wichtiger (?) Mann hat sich der ersten Kamera angenommen. Er wollte sie gleich wiederbringen, ist dann aber verschwunden…Umso besser, so war die erste Kamera eingeschleust…Dann haben wir es von der anderen Seite probiert. Während andere frierende verrückte Menschen im Fanblock auf Autogrammjagd waren, haben wir zwei weitere nette Abnehmer für Kamera Nummer Zwei und Drei gefunden, nachdem David Kross (Krabat, Der Vorleser) und Florian David (Männerherzen, Vincent will Meer) ein Selfie für uns gemacht haben. Fotos sind außerdem von und mit Axel Stein entstanden, der mich, nachdem ich ihm in meinem übermütigen Tatendrang direkt die Kamera in die Hand gedrückt und den Auftrag erteilt habe “nimm sie mit dir und mache Fotos!”, lehrte, erstmal “Bitte” zu sagen. Gesagt, getan, Selfie mit Axel, bedankt! Aber Selfies kann ja jeder. Wir brauchten also noch mehr Kameras hinter verschlossenen Türen. Das Problem bei solchen Sachen ist es, überhaupt Aufmerksamkeit zu generieren, dann das Projekt zu erklären, um schließlich die Kamera loszuwerden. Geklappt hat es zum krönenden Abschluss bei Mariella Ahrens und ihrem Freund Sebastian Esser. Aus exponierter Lage schrie ich “Sebastian, Sebastian” (das taten alle, also wird er wohl so heißen, dachte ich bei mir). Und tatsächlich, er erhörte mich, ich schmiss die letzte Kamera in seine Richtung und schrie ihm die Idee zu… die beiden waren überrascht, die Reporter interessiert, die Fans erfreut und unsere Arbeit war vorerst getan!
Dann hieß es abwarten und Daumen drücken, dass unsere Kameras es irgendwann zu uns zurück schaffen!

*Die Netzreporter sind Tierliebhaber und halten so eine Aktion auf keinen Fall für angebracht.

Axel Stein

Axel Stein

Veri in Action

Veri in Action

Mariella Ahrens

Mariella Ahrens

Beitrag von Verana Mans

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BETS IT! statt BREXIT

Berlinale 2017 – Wer zu den Briten geht, fühlt sich in diesen Tagen vielleicht ein wenig befangen. Schließlich kann man sich als Kontinental-Europäer nicht ganz sicher sein, wie sehr man bei den Inselbewohnern noch willkommen ist. Ganz anders bei BETS, dem British European Talent Screening in der Britischen Botschaft zu Berlin. Hier ist von Vorbehalten und Unsicherheit nichts zu spüren. Hier erlebt man lebendigen internationalen Austausch und positiven Wettstreit von jungen Talenten mit frischen Filmideen für Europa und den Rest der Welt.

Besonderen Grund zur Freude haben Philipp Drehmann, Marco Huelser. Mit Auszeichnung und Preisgeld im Gepäck kehren die Studierende der Hochschule Darmstadt und der Kunsthochschule Kassel nach Hause.

BETS wurde 2016 ins Leben gerufen, um Brücken zu bauen. Brücken zwischen jungen Talenten und erfahrenen Branchenkennern. Brücken zwischen Großbritannien und Deutschland. Brücken zwischen unbegrenzter Kreativität junger Filmschaffender und der anspruchsvollen Realität des Filmgeschäfts. Lieber gemeinsam – statt einsam: Dieser Geist ist weithin zu spüren.

150 Gäste, 10 hochkarätige Expertenbeiträge, 13 studentische Präsentationen – was in Zahlen ausgedrückt zu den kleineren Veranstaltungen rund um die Berlinale gehört, feiert in diesem Jahr besondere Premiere. Erstmals kooperieren britische und europäische Partner. In allen drei Programmpunkten, dem BETS Forum, BETS Pitching und BETS Screening, gelingt es vorbehaltlos länderübergreifende Kontakte zu knüpfen und stärken.

 BETS Forum, BETS Pitching und BETS Screening

Beim BETS Forum geht es in hochkarätigen Vorträgen um aktuelle internationale Entwicklungen. Im Mittelpunkt stehen diesmal wirtschaftliche Trends in Finanzierung, Vermarktung und Verkauf. Die Referenten geben profundes Insider-Wissen an die Teilnehmenden weiter. „Man darf nicht ganz naiv in die Welt gehen,“ so BETS Gründer und Veranstalter William Peschek. Beim Filmemachen endet der kreative Part nicht nach der Produktion. Für Einsteiger ist es besonders wichtig, sich überlegenes Wissen anzueignen und eine persönliche Beziehung zum Filmmarkt herzustellen.

Chancen besser nutzen als andere.

Nach dem BETS Forum folgen die BETS Pitches und Screenings. Insgesamt stellen sich 13 studentische Teams von Hochschulen aus Großbritannien und Deutschland vor. Zwei Awards hat die achtköpfige Jury zu vergeben, die unter anderem aus Mitarbeiterinnen vom Sundance Film Institute, dem Chicago Film Festival sowie HessenFilm & Medien besteht. Ausgezeichnet werden die Filme „8.31“ (1500 Euro) und „Masala Chai“ (1000 Euro) von der Hochschule Darmstadt und die Kunsthochschule Kassel mit „Alchemy“ (500 Euro).

Beziehungen aufbauen und pflegen ist der Schlüssel zum Erfolg.

BETS kann für viele ein Anfang zu wunderbaren Beziehungen sein. „Man weiß nie, wo andere landen oder in welche interessante Positionen sie kommen“, so William Peschek. Umso wichtiger sei es, sein Netzwerk aufzubauen und stets zu pflegen. „Wir leben in einer Zeit, in der das mehr und mehr verlangt wird.“

Text von Denise Rohrmeier

Veröffentlicht am 25.02.2017

Das British European Talent Screening ist ein Empfang, der jungen Talenten aus Großbritannien und Deutschland die Chance gibt ihre Filmideen einer Jury vorzustellen. Durch die Pitches soll Unterstützung für die Filme gewonnen werden.

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Mehr Informationen über die hFMA Netzreporter:
https://hfmanetzreporter.wordpress.com
https://www.facebook.com/die.hfma.net…
https://twitter.com/hfmanetzreport
https://www.instagram.com/hfmanetzrep…

Gesamtleitung: Prof. Rüdiger Pichler

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Der Hype um Tiger Girl – „Jeder ist ein bisschen Tiger und ein bisschen Vanilla“

Maria Dragus und Ella Rumpf in Tiger Girl, Regie: Jakob Lass © 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Fogma

Maria Dragus und Ella Rumpf in Tiger Girl, Regie: Jakob Lass
© 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Fogma

Tiger trifft Vanilla. Vanilla, ambitioniert aber wenig talentiert, hat gerade den Aufnahmetest bei der Polizeischule versemmelt und besucht stattdessen die Schule eines privaten Sicherheitsdienstes. Tiger, wenig ambitioniert, aber talentiert, hält sich mit möglichst wenig Arbeit über Wasser. Sie knöpft Leuten Geld für einen eigentlich kostenlosen Parkplatz ab, fährt gelegentlich Taxi und rettet Vanilla nebenbei zweimal aus einer unguten Situation mit aufdringlichen Typen. Gegensätzlicher könnten Tiger und Vanilla also nicht sein, und es entwickelt eine Freundschaft mit Höhen und vorprogrammierten Abstürzen.

In Tiger Girl von Regisseur Jakob Lass und Autorin Ines Schiller kämpfen zwei junge Frauen auf unterschiedlichste Weise mit ihrer Umwelt. Tiger (Ella Trumpf) mit ihren Fäusten, Vanilla (Maria-Victoria Dragus), die eigentlich Margarethe oder Maggie heißt, mit ihrer Höflichkeit. Bis die beiden sich treffen. Bis die beiden in der jeweils anderen das zu finden scheinen, was sie in sich nicht finden können. Vanilla, die dazugehören will, nicht auffallen will, von allen gemocht werden will. Tiger, die in einem Campervan haust und auf ihre Freunde in deren illegalen Quartier auf dem Dachboden eines Hauses aufpasst, Tiger, die sich nimmt was sie will und die mit Drogen nichts am Hut haben will.

Schock und Faszination

Es treffen zwei Wesen, zwei Welten aufeinander, die bald nicht mehr mit und nicht mehr ohne einander können. Die Charaktere entwickeln sich zusammen in gegensätzliche Richtungen, aus Vanilla wird ein Tiger Girl, aus Tiger Girl eine (Art) Vanilla. Oder gibt es am Ende gar nur eine von beiden? Und wenn ja, welche?

Das Netzreporter-Fazit: Tiger Girl ist ein dynamischer, explosiver, bunter und vor allem stilvoller Film. Die Charaktere sind klar gezeichnet, aber nicht überzeichnet. Jakob Lass schafft es, spontane Kung-Fu-Szenen zwischen Tiger und einer PR-Verantwortlichen inmitten einer Kunstausstellung zwar absurd und überhöht, aber nicht fehl am Platze darzustellen. Ihm gelingt es auch, Vanillas Verwandlung vom höflichen Mauerblümchen in eine brutale, rücksichtslose Schlägerin so zeichnen, dass der Zuschauer gleichermaßen schockiert wie fasziniert ist. Filmtipp!

„Leinwandgold“

Produzent und Komponist Golo Schultz im hFMA Netzreporter-Interview über die Message von Tiger Girl: „Der Film Tiger Girl hat viel mit Respekt zu tun. Er will ein Zeichen setzen dafür, dass wir, selbst wenn wir uns streiten, uns trotzdem respektieren und zuhören sollten. Man kann sich auch mal eine runterhauen, aber danach sollte man wieder Freunde sein.“

Tiger Girl arbeite stark mit dem Gefühl der Ohnmacht im Leben, damit, dass man wieder mehr rauskommen und seine Meinung sagen müsse, so Schultz weiter. „Dafür haben wir zwei ganz unterschiedliche Darstellerinnen genommen, die eine ist ganz schüchtern, die andere eher rockig und punkig. Gespielt werden die beiden von Maria Dragus (Vanilla) und Ella Trumpf (Tiger). Die beiden kannten sich schon vor dem Film und waren gut befreundet. Diese Paarung war für uns einfach Leinwandgold“, sagt er.

Die Tatsache, dass die beiden Hauptdarstellerinnen so viel Authentizität ausstrahlen, habe „am Ende ganz viel mit Liebe zu tun“, sagt Schultz. „Man muss die Schauspieler und die Figuren lieben, und das schon beim Schreiben. Jakob (Lass), der Regisseur, und Ines (Schiller), die Autorin, haben beide ein wahnsinniges Gespür für die Figuren. Es ist wichtig, diese Liebe weiterzugeben. Wenn das über die Leinwand rüberkommt, wird das Wilde charmant, die Gewalt bleibt aufregend. Denn jeder ist ein bisschen Tiger und jeder ein bisschen Vanilla“, sagt Schultz.

Tiger Girl läuft am 6. April bundesweit in den Kinos an.

Hier geht’s zum Interview mit Produzent Golo Schultz.

Text & Interview: Lisa Klein

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Die hFMA Netzreporter auf Logan Premiere @ Berlinale 2017

Die hFMA Netzreporter waren bei der Premiere des Marvel Films Logan live auf dem Roten Teppich. Sie berichteten in der Kälte vom neuen und letzten Wolverine Film.

Mehr über die hFMA Netzreporter:
https://hfmanetzreporter.wordpress.com
https://twitter.com/hfmanetzreport
https://www.facebook.com/die.hfma.net…
https://www.instagram.com/hfmanetzrep…

Kamera & Schnitt: Julian Gerchow
Kamera: Jiyeon Cha
Moderation: Nils Bilse

 

 

 

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Back to the roots – Mando Diao rocken Berlin live

 

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Samstagabend, der 11 Februar 2017, 19.30 Uhr, mitten in Berlin. Vor dem Berliner SchwuZ hat sich bereits eine kurze Schlange von Menschen gebildet, als ein kleines Team von Netzreportern sich hinten einreiht. Es ist bitterkalt, ein eisiger Wind weht durch die Straßen. Die Fans der Band Mando Diao, die dort gespannt auf Einlass zum Konzert warten, welches erst in 90 Minuten beginnen soll, schreckt die Kälte nicht ab. Sie erhoffen sich Plätze ganz vorne, nah an Björn Dixgard und dem Rest der Band.

Der Eintritt ist kostenlos, rein kommt nur wer das Glück hatte im Vorfeld einen der Gästelistenplätze zu ergattern. So funktioniert das Prinzip von Berlin live, einer Konzertreihe von arte. Die Konzerte werden dabei aufgezeichnet und anschließend im TV ausgestrahlt. Die Besucher können also damit rechnen, dass es voll wird. Doch wie voll es wirklich wird, das war vorher nicht zu erahnen: Es vergehen nur wenige Minuten, ehe die Wartenden bereits meterweit entlang der Straße Schlange stehen.

20.15 Uhr, die Türen zum SchwuZ öffnen sich. Heraus strömen Besucher des Konzertes, welches kurz zuvor stattgefunden hat. Die Ungeduld der Wartenden steigt merklich. Eine gefühlte Ewigkeit später beginnt dann auch der Einlass für Mando Diao, Ausweise werden kontrolliert, Namen auf der Gästeliste abgehakt und Stempel mit dem Logo des Clubs auf kalte Hände gedrückt. Und wieder heißt es warten.

Knapp eine Dreiviertelstunde später, es ist zwischenzeitlich 21 Uhr, hat das Warten endlich ein Ende. Die Türsteher entlassen das Publikum in die bunte Welt des SchwuZ. Vorbei an Sektbars, Karaokesälen und Tanzflächen geht es bis in den größten Saal, in dem das Konzert stattfinden soll. Die Rechnung „früh kommen heißt weit vorne stehen“ geht leider nicht für jeden auf, der ein oder andere sucht eine Weile, ehe der richtige Ort gefunden ist. Zwischenzeitlich ist der Konzertsaal brechend voll, ein Hineinkommen kaum noch möglich. Wer hat Angst vor engen Orten hat, ist hier fehl am Platz.

Kaum, dass die Fans sich im vollen Saal einigermaßen sortiert haben, stürmt die Band die Bühne. Freudiges jubeln, tosender Applaus. Neue Lieder hätten sie mitgebracht und ein neues Album sei auf dem Weg. Bereits das erste Lied „Break Us“ ist eines davon. Begeisterung pur im Publikum – es ist rockig, es ist laut, es macht Spaß! Auch im weiteren Verlauf des Konzertes zeigt sich: Mando Diao kehrt nach den Synthesizerklängen der letzten Jahre zurück zu seinen Wurzeln. Dabei dürfen natürlich auch Klassiker wie „Gloria“, „Mr. Moon“ und „Ochrasy“ nicht fehlen. Letzten nutzt Dixgard, um auf die instabile Lage auf der Welt hinzuweisen und um Frieden zu bitten. Auf diese kurze ruhige Phase folgt schließlich „Dance with Somebody“ – das Publikum tobt.

22.30 Uhr: Nach eineinhalb Stunden, 14 Liedern und einer Zugabe mit zwei weiteren neuen Songs, „Good Times“ und „Shake“, ist das Konzert dann auch schon vorbei. Ein voller Erfolg. Das Publikum ist trotz der schlechten Sicht und Enge des Saales glücklich und zufrieden, der Großteil feiert bei der anschließenden Berlinale Party bis in den frühen Morgen hinein. Bleibt nur noch, mit Spannung auf die TV-Ausstrahlung zu warten um das Konzert noch einmal erleben zu können – dann aber aus erster Reihe!

 

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Text: Janina Schwalb

Fotos: Lisa Klein

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Europäischer Filmmarkt als Sprungbrett für Talente

Führung durch den EFM: Jessica Landt (2. v. l.) mit den HESSEN TALENTS (v. l. n. r.) Denis Carbone, Joey Arand, Holger Jenss, Nicolas Kronauer

Führung durch den EFM: Jessica Landt (2. v. l.) mit den HESSEN TALENTS (v. l. n. r.) Denis Carbone, Joey Arand, Holger Jenss, Nicolas Kronauer

„Ihr müsst Geld mit euren Werken verdienen, ohne dabei die Liebe und Kraft für das Medium zu verlieren“, sagt Produzentin Jessica Landt. Die Inhaberin von Beleza Film, einer erfolgreichen Produktionsfirma aus Hamburg, führt die HESSEN TALENTS durch den European Film Market (EFM). Unter der Glaskuppel des Martin-Gropius-Baus versammeln sich 543 Aussteller aus über 100 Ländern.

Mit 9200 Fachbesucher zählt die EFM zu den wichtigsten Filmmarktplätzen weltweit. Über 780 Filme werden in über 1000 Screenings den internationalen Einkäufern präsentiert. Mittendrin die 13 Filmbeiträge der HESSEN TALENTS. Das sind Studierende  der Hochschule Darmstadt, der Kunsthochschule Kassel und der Hochschule RheinMain in Wiesbaden sowie der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Ihre Kurzfilme werden unter dem Dach der hessischen Film- und Medienakademie (hFMA) auf den EFM-Screenings präsentiert. Die hFMA Netzreporter haben die HESSEN TALENTS auf ihrer EFM-Tour begleitet.

Plakate schmücken die Wände. Aussteller reiht sich an Aussteller. Zwischen den verzierten Säulen herrscht eine geschäftige Atmosphäre. Der Glamour der Berlinale rückt auf dem EFM trotz der eleganten Umgebung in den Hintergrund. Verleiher, Produzenten sowie Ein- und Verkäufer und Finanziers tauschen Informationen zu neuesten Produktionen und Entwicklungen der Filmwelt aus. Neben dem Netzwerken geht es vor allem ums Geschäft. Verträge einfädeln, Verträge aushandeln, Verträge unterschreiben. Manchmal gibt es sie noch, die berühmten Deals auf Café-Servietten.

Informationen sammeln und Termine vereinbaren

„Junge Filmemacher sollten sich über den EFM rechtzeitig informieren, wenn sie Leute für ihren Film interessieren und Termine mit den entsprechenden Ansprechpartnern der Companys ausmachen wollen“, empfiehlt Landt. Dabei müssen sie sich folgende Fragen stellen: Welche Ausrichtung hat welcher Weltvertrieb? Zu welchem der Vertriebe passt mein Film? Welche Förderungen gibt es? Wer ist der Ansprechpartner? Auf dem EFM selbst geht es darum, neue Kontakte zu knüpfen oder bestehende Netzwerke zu pflegen.

Ideen visualisieren und präsentieren

Schon in der Produktion, so Landt, müssen Filmschaffende daran denken, hochwertige Set-Fotos, Stills und Visualisierung ihrer Filme herzustellen. „Die Fotos müssen die Seele des Films widerspiegeln.“ Die Bilder können zum Beispiel der Fokus eines One-Papers sein. Landt nimmt das Exemplar von „Tiger Girl“ in die Hand und zeigt es den HESSEN TALENTS. Dieses beinhaltet eine kurze Zusammenfassung des Films, Informationen über die Beteiligten des Projekts und kurze Fakten wie Titel, Genre und Dauer, Status des Projekts und Sprache. Außerdem hat das One-Paper einen QR-Code, der zum Trailer und weiteren Informationen führt. Solche Werbematerialien können die Künstler zu Terminen mitbringen und präsentieren. „Mit ansprechenden, visualisierten Ideen bleibt man den Leuten auf dem EFM in Erinnerung“, sagt Landt, „mehr als mit einer einzelnen E-Mail.“ Markt-Neulinge müssen einen guten Mittelweg finden: „Steter Tropfen höhlt den Stein – man darf den Leuten aber nicht auf die Nerven gehen.“

Bewerbungen für Filmförderungen einreichen – aber richtig!

Zeit nimmt sich Landt, um den Stand von German Films vorzustellen. Dieser ist ein Informations- und Beratungszentrum für den weltweiten Export deutscher Dokumentar-, Spiel- und Fernseh- sowie Kurzfilme. Filmemacher, die einen deutschen Film auf einem internationalen Festival präsentieren, können sich hier bewerben, um zum Beispiel eine Reisekosten-Rückerstattung oder Geld für ein Digital Cinema Package (DCP) zu erhalten.

Es gibt aber auch weitere Anlaufstationen, wie hFMA-Geschäftsführerin Anja Henningsmeyer ergänzt: „Die hFMA ist Mitglied bei der AG Kurzfilm – da könnt ihr euch auch um eine finanzielle Unterstützung bewerben.“

Auch bei der Bewerbung um eine Förderung ist gute Vorbereitung und Timing das A und O. Die erfahrene Produzentin Jessica Landt empfiehlt: „Tauscht euch mit Leuten aus, die schon öfter etwas eingereicht haben, und erkundigt euch bei den jeweiligen Unternehmen. Lieber habt ihr einmal zu viel gefragt als wegen Formfehlern abgelehnt zu werden!“ Zudem gibt es Seminare für Filmschaffende, um Tipps für Einreichungen zu bekommen.

„Filmemacher – nutzt eure Chancen“ 

Den Überblick auf dem EFM zu behalten, ist nicht leicht – vor allem nicht für Neulinge in der Filmbranche. „Es war gut, eine individuelle Führung über den EFM zu bekommen“, sagt Arianna Waldner Bingemer, eines der HESSEN TALENTS. „Wir lernen langsam die Leute kennen und wissen, wer wo dazugehört.“ Neben Erfahrungen hat sie einige Visitenkarte und Kontakte gesammelt. „Film ist ein hartes Geschäft“, sagt HESSEN TALENT Holger Jenss schmunzelnd, „aber es gibt auf jeden Fall viele individuelle Möglichkeiten für jede Art von Film, da muss kein Filmemacher entmutigt sein.“

Mehr Tipps für junge Filmemacher gibts hier.

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Beitrag von Laura Böhner

Bilder von Laura Böhner & Horst Martin

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Die Grande Dame des European Film Marktes im Netzreporter-Interview

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Am Ende geht es ums Geschäft. Der European Film Market (EFM) gehört zur Berlinale wie der Rote Teppich, die Schauspieler und die Kinofilme. Er ist der Treffpunkt für Filmschaffende und Filmverleiher schlechthin. Hier entscheidet sich, welcher Film überhaupt in die Kinos kommt, und welcher vielleicht nie ein breites Publikum sehen wird.

Im Martin-Gropius-Bau finden sich Menschen neun Tage lang aus aller Welt zusammen, suchen ihresgleichen oder das passende Gegenstück: Produzenten suchen Koproduzenten, Filmemacher suchen Verleiher, Verleiher suchen die besten Filme für ihren nationalen Markt.

„Ich wurde ins kalte Wasser geworfen“

Die Präsidentin, die Grande Dame des EFM, ist Beki Probst. Sie kennt den Markt wie keine andere. 26 Jahre leitete sie die Geschicke des Marktes, bevor sie 2014 zur Präsidentin ernannt wurde. Sie war es, die die kleine Filmmesse auf die internationale Bühne hob, wie sie den hFMA Netzreportern im Interview erzählt:

„Ich war in der Schweizer Filmfestivalbranche tätig, als mich der damalige Chef der Berlinale fragte, ob ich nicht die Filmmesse der Berlinale leiten wollte. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, am Anfang waren wir nur zu dritt. Die erste Messe fand im Bikinihaus Berlin statt, zusätzlich hatten wir Kinos im Zoo und neun kleine Studios im CineCenter. Als erstes änderte ich den Namen, denn ‚Messe‘ klang für mich so nach Möbel- oder Teppichmesse. Es gab einen American Film Market, da benannte ich unseren Markt in European Film Market um.“

Seitdem expandiert der Markt. Dieses Jahr sind mehr als 540 Aussteller aus über 100 Ländern vertreten. Noch wichtiger: Über 700 produzierte Filme hoffen auf dem EFM auf einen Verleiher. Unzählige, noch nicht verfilmte Ideen werden vertieft. Die Herausforderung sei es, sagt Probst, eine funktionierende Infrastruktur für die Menschen zu schaffen, die Filme machen, kaufen oder verkaufen, produzieren oder finanzieren.

European Film Market als Kontaktbörse

„Ich mache die Filme nicht selber, aber ich muss diese Struktur schaffen und nebenher aufpassen, dass wir nicht schlafen in einer Welt, die sich irre irre schnell verändert. Ich muss mich informieren, um mit diesen Neuigkeiten Schritt zu halten.“ Ob ein Markt erfolgreich ist, lässt sich nicht in Geld oder Profit messen.

„Neben dem Berlinale Festival ist der EFM eine Kontaktbörse, er bringt Menschen zusammen. Menschen, die ein gutes Buch gelesen haben und es verfilmen wollen, und dafür die richtigen Leute suchen. Filmverleiher, die gute Filme suchen. Menschen, die für ihre Projekte Finanzierung suchen. Diese Menschen bringen wir zusammen. Wenn wir in den Tagen des Marktes gute Filme verkaufen, wenn gute Kontakte entstehen für die Filme die noch kommen, dann war der Markt erfolgreich“, erklärt Probst.

Jungen Filmemachern rät sie: „Ein Film ist wirklich erfolgreich, wenn er eine gute Geschichte hat. Wobei das sehr subjektiv ist, der eine will lachen, der andre will weinen, aber allgemein gilt, eine gute Geschichte ist eine Geschichte, die Leute berührt.“

Probst wurde in Istanbul geboren und studierte Jura und Journalismus. Heute lebt sie in der Schweiz.

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Beki Probst & Alain Berset (Schweizer Bundesrat)

Beki Probst & Alain Berset (Schweizer Bundesrat)

Die Netzreporter begleiteten Madame Probst und Alain Berset, Schweizer Bundesrat, bei seinem Rundgang und Standbesuch bei Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Mexiko. Er will den gegenseitigen Austausch zwischen der Schweiz und diesen Ländern in der Filmbranche stärken.

Text/Fotos: Lisa Klein, Interview hat geführt: Gentjana

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Netzreporter @ Berlinale 2017

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Donnerstag, 16. Februar 2017, 3:12 Uhr, irgendwo mitten in Berlin: Hinter uns liegen 125 Stunden volles Berlinale Programm. Berlinale: Das ist weit mehr als Kino, roter Teppich, Stars und Sternchen. Berlinale: Das sind Millionen junger Träume vom großen Filmgeschäft. Auf unzähligen Veranstaltungen und Empfängen haben wir unsere Netze ausgeworfen. Viel Interessantes passiert um die Kinos, nicht in den Kinos. Die interessantesten Fänge von:

  • British European Talent Screening (BETS)
  • Junior Entertainment Talent Slate (JETS)
  • Berlinale-Empfang der hessischen Landesregierung
  • Empfang der deutschen Filmhochschulen
  • European Film Market (EFM)
  • Hessen Talents Screening
  • Filmbranchentreffs
  • Filmpremieren
  • Berlinale Highlights 2017

und was uns alles sonst noch ins Netz gegangen ist, teilen wir ab sofort und in den nächsten 125 Stunden hier auf WordPress sowie auf Youtube, Twitter, Facebook und Instagram.

 

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Bye bye, Berlin: Das war die Berlinale 2015

Eine Woche voller spannender Interviews, langer Nächte, roter Teppiche und unzähliger Promis ist vorbei. Die Netzreporter verabschieden sich aus Berlin und nehmen wunderbare Eindrücke mit nach Hessen.

Ein paar schöne Impressionen unserer Zeit vor Ort gibt es hier:

Kamera: Thomas Niederhaus, Alexander Bachmann, Aylin Güler, Ann-Kathrin Ernst, Rüdiger Pichler, Sergej Tkatschenko
Schnitt: Thomas Niederhaus

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